BRIEF AN BUNDESMINISTERIEN

Offener Brief an das

Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Frau Bundesministerin Barbara Hendricks
Streesemannstr. 138
10117 Berlin

Bundesministerium für
Ernährung und Landwirtschaft
Herrn Bundesminister Christian Schmidt
Wilhelmstr. 54
10117 Berlin 

informativ an Präsident Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel / Bundesamt für Risikobewertung und Präsidentin Isabel Rothe / Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

 

Parchim, 08.05.2014

Betreff: Großflächiger Hubschraubereinsatz mit dem Biozid Foray ES ab 12.05.2014 im Landkreis Ludwigslust/Parchim gegen den Eichenprozessionsspinner

 

Seit 16.04. bemühe ich mich intensiv telefonisch, schriftlich und heute durch persönliches Vorsprechen im Sozialministerium Schwerin um einen Gesprächstermin wegen der Hubschraubereinsätze gegen den EPS. Bisher ohne Erfolg. Auch vielfältige Aktivitäten meiner Patienten beim Landrat und Interventionen meinerseits fanden kein Gehör.

In Ihrer Antwort auf die Anfrage der Linken vom 12.02.2014 geben Sie an, daß eine "Anwendung in den Alleen nicht beantragt wurde" und wegen fehlender Abdriftdaten keine Risikobewertung erfolgen kann.

Außerdem ist der Wirkstoff Btk bisher nicht von der EU zugelassen; eine Anwendung also nur in einer anders nicht mehr zu beherrschenden Notsituation gerechtfertigt. Sie nennen M/V in Ihrer Antwort als nicht betroffen in der Zunahme der Intensität und Flächenausdehnung.

Wie aus der Karte hervorgeht, die heute im Landratsamt gezeigt wurde (s. Anhang), wir ein Befall in den meisten Fällen nur vermutet (potentieller Befall). Proben wurden nur an 3-4 seit Jahren bekannten Befallsstellen genommen. Darauf kann nicht auf 1000km Alleebäume, die nie untersucht wurden, geschlossen werden. Es soll also prophylaktisch gesprüht werden, was wegen der Gefährlichkeit des Mittels nicht verantwortbar ist.

Auch aus dem letzten Jahr sind mir mehrere Gemeinden bekannt, die prophylaktisch besprüht werden sollten, obwohl kein EPS vorhanden war.

Die Vorgaben des BAuA (nach 12h nur Betreten von Befugten im Schutzanzug, 48h Fernhalten der Bevölkerung) werden nicht an die Bevölkerung weitergegeben geschweige denn eingehalten. Letztes Jahr wurden die Straßen ganze 15min für den Überflug gesperrt; Feiernde im Garten wurden direkt besprüht, weil die Bevölkerung nicht gewarnt wurde.

Der extrem großflächige Biozideinsatz ist nicht gerechtfertigt, da es keine belastbaren Daten über den tatsächlichen Flächenbefall gibt, sondern nur einzelne punktuelle Beprobungen.

Die Bevölkerung wird desinformiert und nicht geschützt, sondern gefährdet.

Wie das UBA richtig feststellt, tötet das Mittel "unbeabsichtigt auch andere Lebewesen" und fordert sowenig wie möglich chemische Mittel. Dort wo prophylaktisch gesprüht wird, werden ausschließlich andere Schmetterlingsraupen vernichtet und die ökologische Nische für den EPS wird erst frei.

Bitte helfen Sie mir, die Bevölkerung und deren Lebensraum vor dieser nicht gerechtfertigten chemischen Belastung mit ihren unabsehbaren Folgen zu schützen.

Vielen Dank für Ihre baldige Unterstützung,

mit freundlichen Grüßen

 

Dr. med. Renate Peßner

FÄ für Allgemeinmedizin, Umweltmedizin, Homöopathie