BRIEF AN DAS MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ

Offener Brief an den

Herrn Staatssekretär
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz
Schwerin

 Parchim, 21.04.2014

Betreff: Hubschraubereinsatz wegen dem EPS im Landkreis Ludwigslust/Parchim im Mai

 

Als Ärztin bin ich verpflichtet, prophylaktisch tätig zu werden, wenn Anzeichen einer Gefährdung der Bevölkerung bestehen.

Der geplante Hubschraubereinsatz mit dem Mittel Foray ES steht in einem krassen Mißverhältnis zur tatsächlichen Gefahrenlage. Deshalb bitte ich Sie um einen dringenden Gesprächstermin in den nächsten Tagen, um Ihnen den Sacherhalt aus umweltmedizinischer Sicht darzustellen.

Die von der Bundesregierung geforderte sorgfältige Abwägung des Biozideinsatzes kann ich nicht erkennen. Wenn Potsdam bei einem 76%igen Erfolg der Bekämpfung 2013 dieses Jahr die Nester mechanisch beseitigt, warum ist das dann in M/V bei einem 95%igen Erfolg nicht möglich?

"Eine Anwendung aus der Luft sollte nur als letzte Möglichkeit der Anwendungsmethode angesehen werden und nur bei großflächigem starkem Befall umfangreicher  Baumbestände (Parks, Grünanlagen, Alleen) erfolgen."

Laut Antwort der Bundesregierung vom Februar 2014 wurde aber ein Anwendung in Alleen bisher nicht beantragt und müsste gesondert geprüft werden, da Abdriftdaten für Hubschrauber fehlen. Wenn selbst berufsmäßige Anwender nach 12h das behandelte Areal nur mit Schutzanzug betreten dürfen und die Bevölkerung 48h vom Einsatzgebiet ferngehalten werden muß, ist klar, daß es ein gefährliches Mittel ist.

Wie wollen Sie den Schutz der Bevölkerung gewährleisten, wenn lt. Hersteller das Aerosol nicht eingeatmet werden darf, aber gerade bei der Hubschrauberausbringung Sprühnebel anfällt?

Die Kontaktallergien, die die Brennhaare des EPS verursachen können, macht das Mittel selbst auch.

Es gab 35 durch Brennhaare Verletzte 2013, aber mindestens 250 durch das versprüht Mittel Dipel ES verletzte Kinder. Das wiegt umso schwerer als dass es eine ungefährliche Alternative zur chemischen Bekämpfung gibt. Die mechanische Beseitigung der Nester wird dort angewandt, wo ein tatsächlicher (nicht nur vermuteter Befall) ist, macht auch keine Langzeitschäden für Lebewesen und Trinkwasser und ist viel preiswerter. Der Hubschreibereinsatz letztes Jahr kostete Forstflächen eine knappe Million Euro und war dreimal so teuer wie angekündigt.

Das neue Mittel Foray ES ist laut Vertreiber Cheminova nicht mit Dipel ES identisch. Laut Bundesregierung ist es neu und von der EU nicht zugelassen. Wie kann ein nicht zugelassenes Mittel großflächig eingesetzt werden, wenn keine Notlage besteht?

Können Sie mir schriftlich bestätigen, dass Foray ES nicht gentechnisch hergestellt wird?

Gerne würde ich Ihnen diese Fakten mit Veröffentlichungen belegen und bitte Sie dringend um einen Termin in den nächsten Tagen.

Mit freundlichen Grüßen

R. Peßner