svz: Trinkwasser soll sauber bleiben

Der Andrang im Katholischen Pfarrsaal am Buchholz war unübersehbar. Mehr als einhundert Teilnehmer beteiligten sich am Forum zum Thema sauberes Trinkwasser. Bereits seit Jahren werden Verbraucher in Deutschland mit der Meldung "Uran im Trinkwasser" aufgeschreckt. Eine im Januar 2012 im NDR ausgestrahlte Reportage des Filmemachers Dethlev Cordts ging in Mecklenburg auf investigative Spurensuche, stellte die Frage nach der Herkunft des Urans im Leitungswasser. Cordts recherchierte, dass der jährlich wachsende Uran-Anteil im Boden durch den intensiven Einsatz von Phosphatdünger in der Landwirtschaft verursacht wird. Liegt hier des Rätsels Lösung? Und gibt es einen Ausweg?

Diese Frage bewegte die Anwesenden und führte nach einem umfangreichen Vortrag der Umweltärztin Dr. Renate Peßner und anschließender Diskussion zur Bildung von verschiedenen Arbeitsgruppen. In der Arbeitsgruppe für sauberes Trinkwasser soll nun kurzfristig ein Aktionsplan erarbeitet werden, um betroffene Menschen zu informieren und die Politik zum Handeln zu bewegen.

 

Teilnehmer Forumsgründung

Reger Erfahrungsaustausch: Das Parchimer Forum für sauberes Trinkwasser bot viele praktische Hinweise zur Verbesserung der Trinkwasser-Qualität. Grunert

Angelika Sabban, Teilnehmerin der Parchimer Selbsthilfegruppe hat folgende Meinung : "Es ist bereits 5 nach 12. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. In unserer Gruppe tauschen wir Wissen und Erfahrungen aus und überlegen, was wir für eine bessere Umwelt tun können. Allein Bio-Essen reicht nicht aus. Das Regen- und Grundwasser von heute ist unser Trinkwasser von morgen. Das Ende der riskanten, künftige Generationen belastenden Atomenergie ist seit der Fukoshima-Katastrophe in Deutschland beschlossene Sache. Aber was wird mit der durch Düngung hervorgerufene Uran-Belastung im Trinkwasser? Jährlich kommen 160 Tonnen radioaktives Uran durch Phosphatdünger neu auf unsere Felder. Da gibt es nur eine Lösung: Wir benötigen Phosphatdünger ohne Uran." Weitere Arbeitsgruppen werden sich um Blei, Kupfer, Arsen als Ursache von lebensbedrohlichen Umwelterkrankungen kümmern. Zusätzlich werden Informationsmaterialien zum Thema der Beseitigung gesundheitsschädlicher Wasserleitungen und Bleiabdeckungen auf Dächern erarbeitet. Diese sollen auf einer geplanten Demonstration zum Thema "Sauberes Trinkwasser" am 7. März in Schwerin verteilt werden. Die Teilnehmer des Parchimer Forums wollen das Thema mit dieser Aktion in die Landeshauptstadt tragen. "Es ist Zeit, dass die Landesregierung unverzüglich handelt", findet Angelika Sabban. Diese Haltung teilt sie mit allen Forums-Teilnehmern. Nun soll gehandelt werden.

Auch die Nichtregierungsorganisation Foodwatch warnt seit Jahren vor Uran im Trinkwasser - weniger wegen der Strahlung, mehr wegen der Giftigkeit (Infokasten auf dieser Seite). Eine wesentliche Forderung ist umgesetzt: Für Trinkwasser gilt seit dem 1. November 2011 ein Grenzwert von 10 Mikrogramm Uran pro Liter. Nach Messungen des Schweriner Ministeriums für Soziales und Gesundheit wird dieser Wert im gesamten Landkreis um ein Vielfaches unterschritten. Die jüngsten Bohrungen der Stadtwerke Parchim, die jetzt Wasser aus mehr als 200 Meter Tiefe fördern, dürften zusätzlich Zukunftssicherheit bringen. Wichtig für Verbraucher: Die Qualität des Trinkwassers wird permanent überwacht.

Zudem gilt es, zwischen Tiefen- und Oberflächenwasser zu unterscheiden. Forscher der Bremer Jacobs-University haben nachweisen können, dass Oberflächenwasser in der Nähe stärker gedüngter Flächen einen höheren Urangehalt aufweist. Das schwer wasserlösliche Uran gelange erst durch die Aufarbeitung und das dabei nötige Zermahlen zu Phosphatdüngern leichter in das Wasser. Im Fernsehbericht bestätigt das Umweltbundesamt, dass es eine schleichende Anreicherung der Böden mit Uran gebe. Bekannt ist das Problem allerdings kaum Denn in Deutschland gibt es weder eine Deklarationspflicht noch Grenzwerte für Uran im Dünger. Viel Zeit alledings auch nicht. Denn die Forscher rechnen damit, dass das Uran bereits auf dem Weg nach unten ist. Sie schätzen, dass es 50 Jahre braucht, bis der jetzige Oberflächendünger im Grundwasser ankommt.