NATURZERSTÖRUNG UND MENSCHLICHE GESUNDHEIT

 

Ich bin Leben, das leben will,
inmitten von Leben, das Leben will.

Albert Schweitzer

 

Seit die Gattung Homo sich aus ihren Vorfahren zu dem Wesen entwickelte, das wir heute "homo sapiens sapiens", also den anscheinend so besonders klugen, weisen, vorausschauenden Menschen, nennen, haben wir angefangen, unsere Umwelt, also unseren eigenen Lebensraum Natur auszubeuten, zu verändern und dabei zu zerstören. Es ist ernsthaft die Frage zu stellen, ob wir uns den zoologischen Gattungsnamen nicht doch in eitler Selbstüberschätzung voreilig verliehen haben.

Während für Jahrtausende den frühen menschlichen Gesellschaftsformen, die wir etwas herablassend "Naturvölker" nennen, noch ein auf Gleichgewicht zwischen Verbrauch und Nachwachsen der Rohstoffe eingestelltes Verhalten zugeschrieben wird - was bei geringerer Bevölkerungsdichte auch eher möglich war - , begann bereits vor Beginn des zurückliegenden Jahrtausends der Verfall. Erzverhüttende Betriebe mußten wegen ihrer gesundheitsschädlichen Emissionen schon in der Antike außerhalb von Siedlungen liegen, und auch das Waldsterben wurde ebenso frühzeitig mit deren Abgasen in Verbindung gebracht. "That hellish sea-coal" durfte schon im 14. Jahrhundert - wenn auch nur während der Sitzungen des königlichen Kabinetts - in der Londoner Innenstadt bei Todesstrafe nicht verbrannt werden. Überliefert ist von dort auch der "great stink" der nur noch als Kloake dienenden Themse, der immerhin das Parlament störte ... (Brüggmeier u. Rommelspacher, 1987). Solche Verhältnisse gab es auch andernorts. Far from paradise beschreibt die Geschichte der Umweltzerstörung durch den Menschen (Seymour, Girardet, 1986).

Bis heute fällt es offensichtlich äußerst schwer, aus derartigen überall, aber insbesondere in industrialisierten Regionen bekannten massiven Umweltzerstörungen die buchstäblich Not-wendigen Konsequenzen, nämlich Veränderungen in Produktion, Denk- und Lebensweise, rechtzeitig zu ziehen. Warum werden aber die visionären Ideen und ganz konkreten Vorschläge zur "besseren Steuerung des Raumschiffes Erde" genialer Vordenker, wie R. Buckminster Fuller,  Marshall McLuhan oder E. F. Schumacher und anderer, nicht umgehend, sondern gar nicht, oder, wenn überhaupt, nur ganz wenige und dann äußerst schleppend realisiert? Man glaubt ihnen nicht und verlässt sich lieber auf die eigene, profitorientierte Ignoranz. Wohl auch deshalb, weil die Fähigkeit zur Prognose und Wahrnehmung langsamer, über Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte in eine gefährliche Richtung sich entwickelnder Prozesse - und die Entschlossenheit zum Umdenken - den meisten Menschen nicht gegeben ist - oder durch "Sachzwänge" verdrängt wird. Schwer hatten es schon immer die weiterblickenden Mahner, denen Eugen Roth ein "Denk mal" setzte:

Der Mahner

"Ein Mensch, der lange schon, bevor,
das Unheil kam, die Welt beschwor,
Blieb leider völlig ungehört ...
Jetzt kommt's! Und jeder schreit empört:
Schlag doch zuerst den Burschen tot -
Er hat schon lang damit gedroht!"

Parallel mit dem exponentiellen Bevölkerungswachstum nahm - und nimmt bis heute - auch das Ausmaß der regionalen, kontinentalen und globalen Umweltzerstörung zu: "Noch nie zuvor waren die Nutzungsansprüche an die Erde so groß wie heute: Sie soll hergeben, was immer an Bodenschätzen gebaucht wird, sie soll wachsen lassen, was die zunehmende Bevölkerung ernährt, sie soll speichern, was zu späterem Verbrauch aufbewahrt wird, sie soll aufnehmen, was nicht mehr gebraucht wird und schädlich ist, sie wird überbaut und es wird in sie hineingebaut und natürlich möchte die Menschheit menschenwürdig, gesund und sicher auf ihr leben" (Bender, 1985).

Ihren Heimatplaneten mußten Menschen aber anscheinend erst aus dem Weltall betrachten können, um dessen Einmaligkeit und Zerbrechlichkeit wirklich wahrzunehmen. Kein anderes Dokument als der Bildband "Der Heimatplanet" von Kevin W. Kelly (1989) macht dies mit besseren Fotografien sichtbar und beschreibt es eindrucksvoller: "Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich den Horizont als gebogene Linie. Sie war durch ein dunkelblaue, dünne Naht betont - unsere Atmosphäre. Offensichtlich handelte es sich hierbei nicht um das Luftmeer, wie man mir oft in meinem Leben erzählte. Die zerbrechliche Erscheinung setzte mich in Schrecken", schreibt dort der deutsche Astronaut Ulf Merbold.

Und die Botschaft seines russischen Kollegen Wladimier Schatalow sollte uns gleichermaßen schrecken: "Der unermeßliche blaue Ozean des Himmels, der uns das Atmen ermöglicht und vor abgründiger Weite und Tod schützt, hat sich als ein ganz zartes Häutchen erwiesen. Wie verhängnisvoll ist es, diese zarte Schutzhülle des Lebens auch nur im geringsten zu schädigen".

Oder diejenige von Ernst Messerschmid: "Ich mache mir Sorgen, wenn der russische Kosmonaut mir erzählt, daß die Atmosphäre über dem Baikal-See genauso verschmutzt ist, wie über Europa, und wenn der amerikanische Astronaut erwähnt, daß er vor 15 Jahren viel klarere Fotografien von Industriegebieten aufnehmen konnte als heute".

Diese Sorgen teilen alle Menschen jeder Nationalität, die im Weltraum gewesen sind, jedoch nur sehr wenige von vielen, die an der Erdoberfläche leben - aus ihrer Forscherperspektive ...; dabei konnte doch schon beim Anflug auf unsere Großstädte und Ballungszentren der düstere Anblick der darüber gestülpten gelblich-grauen Dunstglocken aufrüttelnd in das Bewußsein eindringen und - selbst wenn wir für einen Moment das Schicksal der ebenso betroffenen Natur verdrängen - fragen lassen, wie lange darunter die Menschen eigentlich noch atmen können ...

 

Die Menschen sollen erfahrungsgemäß aus ihrer Geschichte so leicht nicht lernen können - oder wollen. Dennoch könnte folgende Grafik versuchen, unser Bewusstsein zu wecken: Der extrem kurze Zeitraum der Herstellung gigantischer Mengen neuer, nie zuvor dagewesener - und deshalb auch nicht durch die "Umweltverträglichkeitsprüfung" der Evolution erprobter - Chemikalien im Verhältnis zum Alter dieses Planeten.

Alter des Planeten Erde im Vergleich zum Alter der menschlichen Zivilisation

Der feine Strich am rechten Ende der oberen, in Milliarden Jahren eingeteilte Zeitskala des Erdenalters ist die Zeitdauer der menschlichen Zivilisation (ca. 6000 Jahre). In der unteren Zeitachse, eingeteilt in Jahren erscheint am Ende wiederum ein schmaler Strich: der Zeitraum der zurückliegenden 50 Jahre der industriellem Großsynthese neuer Chemikalien, die - neben Abfällen und Abgasen - in der gigantischen Menge von Hunderten jährlicher Megatonnen in die Umwelt ausgebracht wurden - Tendenz: steigend. Vergleicht man diese 50 Jahre mit dem Alter des Planeten Erde und setzt letzteres mit einem Tag von 24 Stunden gleich, so beträgt die Zeitdauer der menschlichen Besessenheit, neue Chemikalien zu erfinden, in riesigen Menge zu produzieren und auch noch herumzustreuen, gerade eben 1 Mikrosekunde, d.h. eine millionstel Sekunde ...

Wir gehen zur Zeit im Bereich der Europäischen Union mit etwa 120.000 Handelschemikalien um - weniger als 5% davon sind überhaupt toxikologisch untersucht, 0,5% etwas sorgfältiger. Bei 99,5% und ihrem "Restrisiko" ist Unbehagen daher angebracht. Die Zuwachsrate an veröffentlichten neuen chemischen Verbindungen liegt inzwischen weltweit bei fast 2.000 pro Tag  - die Toxikologie braucht mehr als 7 Jahre für die Prüfung einer Einzelsubstanz, bis die Erkenntnisse mit aller Vorsicht auf den Menschen übertragen werden können. Etwa 15 Millionen vom Menschen hergestellter neuer Chemikalien sind inzwischen registriert ...

Ein immer wieder gern gestreutes - und leider oft gedankenlos geglaubtes - Märchen verbreitet den gefährlichen Irrtum, dass "der Mensch sich schon an seine Chemikalien gewöhnt". Hierbei wird nicht nur die evolutionäre Tatsache verschwiegen, daß die Gattung Mensch mit Ihrer langen Generationszeit von ca. 25 Jahren - im Gegensatz zu Mikroorganismen oder Insekten - hierzu keinerlei Chancen hat. Selbst ca. 2 Millionen Jahre reichten nicht, daß die Menschen sich an die natürlichen Giftstoffe hätten "gewöhnen" können. Wir nehmen allerdings gegenwärtig teil an einer "Adaption auf höherem Niveau": die ständige Exposition gegenüber komplexen Fremd- oder Schadstoffgemischen lässt die körpereigenen Entgiftungsmechanismen kontinuierlich auf Hochtouren, zu oft an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit zu laufen. "Der Tropfen einer zusätzlichen Belastung"  läßt dann das Faß überlaufen und immunologische Reaktionen oder allgemeine Streßsymptome auslösen. Die sich mehrenden Alarmsignale Umwelt-bedingter, d.h. durch synergistische Einwirkung von Chemikaliengemischen (zusammen mit physikalischen Noxen) entstehender Erkrankungen werden sehr oft ignoriert (Wassermann, 1993).

Diese vom Menschen verschuldete Chemisierung der Natur zieht zwangsläufig schwerwiegende ökologische Folgen nach sich, für ein Pestizid-getränktes Ackerland und den darunterliegenden Grundwasserspeicher ebenso wie für die verletzlichen Ökosysteme der Gewässer und Meere und für von der steigenden Luftverschmutzung bedrohte Vegetation und Tierwelt - einschließlich des Menschen. Vom Leben mit der Natur hat sich die Menschheit egozentrisch entfernt und vergessen, dass sie trotzdem unentrinnbarer Teil der Natur bleibt und daß ihre "Ökonomie" bei weiterer Mißachtung ökologischer Gesetzmäßigkeiten ein Selbstmordkurs ist.

Diese vom Menschen verschuldete Chemisierung der Natur zieht zwangsläufig schwerwiegende ökologische Folgen nach sich, für ein Pestizid-getränktes Ackerland und den darunterliegenden Grundwasserspeicher ebenso wie für die verletzlichen Ökosysteme der Gewässer und Meere und für die von der steigenden Luftverschmutzung bedrohte Vegetation und Tierwelt - einschließlich des Menschen. Vom Leben mit der Natur hat sich die Menschheit egozentrisch entfernt und vergessen, daß sie trotzdem unentrinnbarer Teil der Natur bleibt und daß ihre „Ökonomie“ bei weiterer Mißachtung ökologischer Gesetzmäßigkeiten ein Selbstmordkurs ist. Nicht nur Rachel Carsons Silent Spring (1962) und die ständigen Warnungen, des „Club of Rome“ oder die beschwörende Mahnung Herbert Gruhls Ein Planet wird geplündert von 1975 bzw. Paul und Anne Ehrlichs Der lautlose Tod (1983), sondern auch das von Gordon R. Taylor schon 1970 veröffentlichte, sorgfältig recherchierte und visionäre The Doomsday Book hätten deutsche Politiker seit 1971 zumindest in der deutschen Übersetzung (Das Selbstmordprogramm, Taylor, 1971) lesen und dessen bedenklichen Inhalt wahrnehmen können. Diese fundamentalen Voraussetzungen für eine Lernfähigkeit scheinen jedoch nur sehr selten gegeben.

Die derzeitige und künftige Politik muß jedoch das Menetekel endlich begreifen und auf Vordenker, wie u. a. Buckminster Füller, Fritjof Capra, Frederik Vester, Hoimarvon Ditfurth sich besinnen und z. B. Emst Ulrich von Weizsäckers Vorschläge rasch in die Tat umsetzen (u. a. Weizsäcker, 1990, 1993, Weizsäcker, Lovins u. Lovins, 1995).

Wäre aber nicht gerade der Mensch mit seiner angeblich so hohen Intelligenz nicht nur gut beraten, sondern dringend und kompromißlos aufgefordert, nicht länger sensationslüstern - aber doch unberührt - die täglichen Katastrophennachrichten zu konsumieren, sondern sein eigenes Mitwirken einzugestehen, seine unentrinnbare Verhaftung mit diesem globalen Geschehen zu erkennen und sein Handeln zu ändern? Nach jüngsten Erhebungen amerikanischer und internationaler Institutionen sind inzwischen immerhin schon ein Viertel aller weltweiten Todesfälle und Erkrankungen auf Umweltprobleme zurückzufuhren (Kieler Nachrichten vom 02.05.1998). Daten und Indizien über Zusammenhänge zwischen Umweltzerstörung und Schäden an menschlicher Gesundheit und Lebensqualität bietet u. a. der Datenreport 1993/94 Gesundheit in Gefahr von Wemmer und Korczak (1993).

Wir leben innerhalb von 2.500 m einer den Planeten umhüllenden und sein Leben schützenden hauchdünnen Atmosphäre - in die hinein wir unsere Abgase von der Erdoberfläche und vom hemmungslos wachsenden Flugverkehr ohne Bedenken „entsorgen“. Wir leben von etwa 30 cm fruchtbaren Bodens (wo es ihn noch gibt), der seit Urzeiten als lebender Organismus, als Gottheit, Gaia, Mutter Erde verehrt wurde, dessen Fläche und Fruchtbarkeit aber rapide abnimmt, und wir leben von weniger als 200 m tiefen Grundwasservorkommen, meist aber von qualitativ schlechterem Oberflächenwasser.

Die ausreichende Versorgung mit sauberem Wasser ist bereits zum Luxus geworden und weltweit bedroht, sie wird zunehmend Anlaß für noch mehr Kriege werden. Flüsse und Meere werden noch immer als vermeintlich unendlicher Abfalleimer mißbraucht, obwohl die Folgen immer dramatischer sichtbar werden (Wassermann, 1987, 1990; Gelpke, 1992). Während der größte Teil der Menschheit gezwungen wird, mit mehr oder weniger verschmutztem Oberflächenwasser sein Leben zu fristen, zählt es inzwischen zu den wertvollen Privilegien, das Trinkwasser aus kostbarsten, 10 - 20.000 Jahre alten, tiefen eiszeitlichen Speichern beziehen zu dürfen, die aber erschöpfbar und gegen irreversible anthropogene Verschmutzung nicht geschützt sind. Die „Nitratgrenze“, d.h. die Front der in die Tiefe vordringenden „Wolke“ des übermäßigen Düngemittel- (und Pestizid-) Eintrags der (lt. noch immer geltendem Agrargesetz nach „guter landwirtschaftlicher Praxis“ wirtschaftenden) konventionellen Landwirtschaft hat z. B. in Schleswig-Holstein inzwischen schon durchschnittlich 90 m Tiefe erreicht.

Tragen wir denn keine Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen? ... „Die hohe Verehrung, die unsere Vorfahren dem reinen Wasser als „Lebensquell“ entgegenbrachten, ist nur noch in der verblaßten Erinnerung an Nymphen, Flußgöttinnen und -götter in vergilbten Märchen und Sagen erhalten. Kein Naturvolk hätte seine Abfälle in die eigene Trinkwasserversorgung oder in diejenige anderer geschüttet. Auf das tückische Verbrechen der „Brunnenvergiftung“ stand die Todesstrafe. Wie viele Brunnenvergifter siedeln an unseren Flüssen und vergiften auch unser Grundwasser? - Womit?“ (Wassermann, .1987).

 

Stratosphäre

In der Stratosphäre, zwischen 10 und 50 km Höhe, hat sich in erdgeschichtlicher Zeit, d. h. vor etwa 3 Milliarden. Jahren, eine Ozonkonzentration in komplizierten chemischen Gleichgewichtsreaktionen stabilisiert, welche die harte, lebensfeindliche UV-Strahlung der Sonne abschirmte und dadurch das Entstehen von Leben auf diesem Planeten überhaupt erst ermöglichte. Nichts scheint dem überheblichen Menschen unerreichbar zu sein, selbst diesen Schutz vor dem sicheren Tod aus dem Weltraum zerstört er: Vor etwa 20 Jahren entdeckten britische Wissenschaftler über der Antarktis, daß in dieser „Ozonschicht“ ein riesiges Loch entstanden war. Schon sehr bald wurden dafür die Fluorchlor­kohlenwasserstoffe (FCKW, vor allem CFCI3, CF2CI2, CCL4, C2F3CI3) verantwortlich gemacht (Crutzen u. Müller, 1989), die wir der unverantwortlichen Chlorchemie verdanken (Wassermann, 1992; Hileman, 1993). Daß dieses Loch in Wirklichkeit schon viel größer war als damals erkannt, lag einfach nur an der naiven Programmierung des Meßsystems: Unvorstellbare Extremwerte wurden ausgeschlossen. Sie waren aber leider schon damals Realität. Die Abnahme der Ozonkonzentration ist vor allem im Winter größer, als es die Modellrechnungen Voraussagen, was zeigt, daß Prozesse wirksam sind, die wir noch nicht erkennen. „Die in­dustrialisierte Welt hat hier ein groteskes globales Umweltproblem erzeugt, vor dessen Folgen Wissenschaftler schon seit fast 15 Jahren gewarnt haben" schreibt Paul J. Crutzen in einem Buch, das gleichermaßen Bestandsaufnahme und „Beweissicherung“ ist und auf dessen erstem Blatt steht: „Dieses Buch straft jeden lügen, der jetzt oder später behauptet: Wir haben es nicht wissen können.“ (Crutzen u. Müller, 1989).

Inzwischen haben wir uns nicht nur daran, gewöhnt, daß über der Antarktis, einschließlich Australien, Neuseeland und dem südlichen Südamerika, also südlich 20°S, die schädlichen Auswirkungen verstärkter UV-Einstrahlung schon seit über 20 Jahren immer deutlicher sichtbar werden. Hier sei nur die erschreckende, stetige Zunahme des Hautkrebses erwähnt - das Melanom gilt in Australien bereits als Volksseuche - und die Notwendigkeit täglicher Information in den Morgennachrichten über die „burning time“: wie wenige Minuten darf ich heute maximal an die Sonne ...??

Wir nehmen genauso hin, daß die schützende Ozonkonzentration inzwischen auch über der nördlichen Halbkugel deutlich. abgenommen hat. Die höhere Intensität der UV-Einstrahlung ist bereits spürbar, und die Zunahme des Hautkrebses, einschließlich des Melanoms, ist auch unseren Dermatologen wohl bekannt. Aber die Industrie verdient nicht nur an den Schadensursachen, sondern u. a.. auch an „Sonnenschutzfaktoren“ - die gewinnbringende Ursache wird man doch wohl nicht wirksam bekämpfen wollen...

Schon Anfang der 80er Jahre wurden Prognosen und Szenarien entwickelt, u.a. in den USA von der Umweltbehörde EPA, in welchem Ausmaß die mit zu­nehmender Zerstörung der Ozonschicht vermehrte harte UV-Strahlung (mit Wellenlängen unterhalb von 310nm) das Leben auf der Erde gefährden und zu wirtschaftlichen Schäden fuhren wird: u. a. beschleunigte Zersetzung von Kunststoffen, Zunahme von Augenerkrankungen bei Tier und Mensch bis hin zur Schwächung des Immunsystems und Krebs, Hemmung der Photosynthese bei vielen Pflanzen und Schädigung des besonders, empfindlichen Meeresplanktons - und damit Gefährdung der Lebensgrundlagen schlechthin. Daß damit auch die enorme CQ2-Bindung infolge Photosynthese des Phytoplanktons im Meer abnimmt und der Treibhauseffekt (s. u.) weiter gesteigert wird, sei nur ange­deutet. Rückblickend kann den Voraussagen nur noch eine beängstigende Präzision bestätigt werden. Die in der Stratosphäre inzwischen angekommene und dort den Ozonabbau noch für 4 - 5 Jahrhunderte (!) beschleunigende FCKW-Menge wird aber noch über das nächste Jahrhundert hinaus vermehrt werden, weil merkantile Interessen auch weiterhin zahlreiche schädliche FCKW verkaufen, anstelle der vorhandenen besseren Alternativen. Die globalen Folgen sind vorauszusehen (Graßl und Klingholz, 1990).

Die Situation ist so ernst, daß wir den ständigen internationalen Schautänzen - sei es bei den „Umwelt­schutzkonferenzen“ in Genf, London, Montreal, Rio, Kyoto, Sintra oder anderswo - wegen der traditionellen Unglaubwürdigkeit der verantwortlichen Politiker (bedingt durch ihr geringes Fachwissen, ihre kurze politische Halbwertszeit, ihre Unkenntnis von den ethischen Grundprinzipien Verantwortung und Ehrfurcht vor dem. Leben - aber erfüllt von hohem Eigennutz) nicht einmal den kleinsten Unterhaltungswert mehr abgewinnen können. Erinnernswert blieben von diesen, von Industrieprotektionismus geprägten und auf Zeitgewinn ange­legten Showbusineß-Veranstaltungen bisher nur die klaren Worte von Prince Charles, mit denen er die Politiker der „2. Internationalen Nordseeschutzkonferenz“ in London 1987 begrüßte: „While we wait for the doctor’s diagnosis, the patient may die" ...

 

Biosphäre

Die Zerstörung der schützenden Ozonschicht in der Stratosphäre wirkt sich jedoch auch in anderen Bereichen nachteilig aus. Als Beispiel sei hier nur erwähnt, daß eine verstärkte UV-Einstrahlung im Sommer in dem von zahlreichen Emittenten, wie Kraftfahrzeugen, Müll- verbrennungs- und anderen Großfeuerungsanlagen, Raffinerien, chemischer Industrie etc. erzeugten Abgasgemisch katalytisch vermehrt „bodennahes“ Ozon und andere hochreaktive Photooxidantien entstehen läßt und dadurch die gefürchteten „Sommersmog-Perioden“ weiter verschärft werden. Dieses chemisch aggressive Gemisch wird in seiner Human- und Ökotoxizität unterschätzt, da bisher bei der Überwachung der Luftverschmutzung nur Ozon gemessen wird, der „Rest“ der phyto- und humantoxischen Photooxidantien wird bei der Bewertung der Schädlichkeit des Sommersmogs vernachlässigt - sie schädigen freilich trotzdem ...

Am Beispiel des Ozons soll die Komplexität der Situation und die Unfähigkeit der Politik etwas detail­lierter aufgezeigt werden.

Ozon (O3) ist eines der stärksten Oxidationsmittel, da es an Reaktionspartner leicht ein Atom Sauerstoff abgibt und damit in den formalen Sauerstoff O2 übergeht. Ozon reagiert mit jeder oxidierbaren Substanz und verändert sie, organisch oder anorganisch, belebt oder unbelebt. Während in der Stratosphäre, wo es kein Leben gibt, diese Eigenschaft des Ozons sehr lange die Biosphäre der Erde vor der tödlichen UV-Strahlung schützte, wird sie innerhalb der Biosphäre, also bodennah, gefährlich, da sie die normalen Lebensprozesse zerstört. „Bodennahes Ozon“ kann wegen seiner Reaktivität aber niemals stratosphärische Höhen erreichen und „das Ozonloch schließen“, wie es sich so mancher naive Zeitgenosse vorstellt, wenn er besonders viel mit dem Auto gefahren ist.

Wie jeder lebende Organismus sind auch Pflanzen in der Wachstumsphase besonders empfindlich gegen schädliche Umwelteinflüsse. Das O3/Photooxidantien-Gemisch wirkt von außen auf die Atmungs- und Stoffwechselorgane (Blätter, Nadeln) und nach Aufnahme über die Spaltöffnungen innerhalb dieser Organe: Die zellulären Membranen verlieren ihre physiologischen Funktionen, und die Oxidations- und Reaktionsprodukte aus Membranproteinen und anderen Bestandteilen, Thiolen, ungesättigten Fettsäuren bzw. Phospholipiden lassen Kaskaden von instabilen, meist stark oxidierend und denaturierend wirkenden, also toxischen Folgeprodukten entstehen, die zu einem zellulären Chaos fuhren, das nicht mehr kompensiert werden kann und das ein Absterben der betroffenen Zellen und schließlich der Blattorgane zur Folge hat. Vorzeitiges Abfallen der Blätter von Bäumen und Sträuchern bereits im August kann in jedem Sommer nach mehreren Smog-Perioden - nicht nur in den Weinbaugebieten im Südwesten Deutschlands - regelmäßig beobachtet werden.

Während in Deutschland eine kurzsichtige Politik eine Erhebung der Vegetationsschäden durch Sommer-Smog peinlich meidet, wurde in den USA eine solche schon vor 17 Jahren durchgeführt: Nur unter Berücksichtigung der Primärschäden bei den 4 Nutzpflanzenarten Sojabohne, Mais, Weizen und Erdnuß wird die Ertragseinbuße durch Sommer-Smog dort auf jährlich 1,9 bis 4,5 Milliarden US-$ geschätzt! Bekannt sind allerdings auch für Deutschland Schätzungen des volkswirtschaftlichen Gesamtschadens infolge Luftver­schmutzung: zwischen 200 (Wicke, 1986) und 500 Milliarden DM (!) pro Jahr.

"31.000 Fälle von akuter Bronchitis bei Kindern, 22.000 Fälle von chronischer Bronchitis, 1,4 Millionen Tage mit Asthmaattacken, 12.000 Spitalpflegetage, 426.000 Tage mit Arbeitsunfähigkeit und 2.100 vorzeitige Todesfälle sind die jährlichen Folgen der verkehrsbedingten Luftverschmutzung in der Schweiz, berechnet auf der Situation von 1993. Nur die Luftverschmutzung durch den motorisierten Verkehr führt im Jahr 1993 zu externen (durch den Verkehr nicht gedeckten) Gesundheitskosten von gut 1,6 Milliarden Franken. Rechnet man die externen Kosten für Lärm und Unfälle hinzu, kommt nochmals ein Betrag von über 1,5 Milliarden Franken hinzu“, charakterisiert der Arzt B. Aufdereggen (1998) die Situation in der relativ kleinen Schweiz.

In Europa vernichtet die Luftverschmutzung jährlich Werte in Höhe des Bruttosozialproduktes der Benelux-Länder (Gesundheitsschäden nicht berücksichtigt). Solchen „Fortschritt“ hält auch die stärkste Wirtschaft nicht lange aus. Der lebensrettende Gedanke des „Ökosozialprodukts“ als Maß der Leistungsfähigkeit eines Staates wird von den meisten Ökonomen noch immer nicht begriffen. Menschliches Leid und Naturzerstörung aber können nicht monetarisiert werden.

Tierexperimentelle Daten weisen auf eine kanzerogene Wirkung des O3 hin. Unter den Bedingungen des Sommer-Smog muß eine stärkere kanzerogene Wirkung des Gemisches von Schadstoffen für den Menschen angenommen werden. 03 ist schlecht wasserlöslich und wird daher bis in den tiefsten, nicht mehr durch eine Schleimschicht geschützten Alveolarbereich der Lunge eingeatmet. Es. bewirkt dort u. a. eine Permeabilitätssteigerung des Gewebes, so daß die gleichzeitig anwesenden Luftschadstoffe tiefer in das Lungengewebe eindringen können. Die starke Reizwirkung auf terminale Bronchiolen und Alveolen verursacht eine Zellproliferation, bei welcher die Luftkanzerogene die Entstehung von Tumoren fördern (Synergismus). Zusammen mit dem in der Luft vorhandenen Feinstaub schädigt das inhalierte Gemisch zusätzlich die natürlichen Reinigungsfunktionen der Lunge und setzt die normale Ventilation herab. Die Atmung wird erschwert, das Lungenkrebsrisiko in der Bevölkerung steigt.

Neben der kanzerogenen Wirkung schädigt das O3/Photooxidantien/Staub-Gemisch eine Vielzahl bio­chemischer und physiologischer Zellfunktionen nachhaltig, bei großer individueller Variabilität: Betrachtet man alleine Ozon, so schädigt es direkt Zellmembranen, löst entzündliche Reaktionen aus, erhöht die Empfindlichkeit gegenüber pathogenen Keimen, beschleunigt Alterungsprozesse, besonders auffällig bei der Lunge, d.h. die Lunge altert vorzeitig, steigert die Empfindlichkeit der Atemwege auf .unspezifische und spezifische Reize mit einer Atemwegsobstruktion zu reagieren, beeinträchtigt alle Lungenfunktionen, verursacht eine länger persistierende erhöhte bronchiale Hyperreagibilität, schädigt das Immunsystem etc. etc. - und das schon ab Os-Konzentrationen von 120 µ/m3 und höher.

Risikogruppen sind die Empfindlicheren in unserer Gesellschaft: Embryonen und Föten, Säuglinge und Kleinkinder, Schwangere, kranke und alte Menschen, die. wachsende Zahl von Allergikern, Asthmatiker, aber auch die im Freien dem Schadstoffmix ausgesetzten Arbeiter, Jogger, Jugendliche beim Schulsport, Leistungssportler und andere. Diese aggressiven „Oxidantien“ setzen bei Kindern frühzeitig Schäden in der Lungenperipherie mit der Folge einer langsameren Entwicklung der Lungenfunktionen im Kindesalter und einer schnelleren Verschlechterung derselben im Alter. Eine vorausschauende, präventive Gesundheits- und Umwelt- schutzpolitik würde verhindern, daß auch weiterhin große Teile der Bevölkerung (z. B. Jugendliche während der Sommerferien) lange und intensiv den bekannten Gefahren des Ozons bzw. Sommersmogs ausgesetzt werden.

Die alle Jahre wiederkehrende politische „Grenzwert-Diskussion“ beweist genau das Gegenteil: Es ist lange bekannt, daß empfindliche Pflanzen schon ab 50 µg O3/m3 Luft geschädigt werden (bei allen, Lebewesen ist die Wachstumsphase besonders empfindlich), daß empfindliche Menschen schon ab 80 - 90 µg O3/m3 sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt fühlen, daß gesunde Jugendliche und sportlich aktive junge Erwachsene ab 120 µg O3/m3 Luft deutliche Leistungseinbußen zeigen und daß regelmäßig wiederkehrende Sommersmog-Perioden - wie schon erwähnt - auch bei Erwachsenen die Lunge vorzeitig altern läßt. Das wachsende Ozonloch verstärkt den Sommersmog, die bodennahen O3-Konzentrationen nehmen stetig zu. Gegen besseres Wissen muten die Politiker/innen in unseren Parlamenten, unterstützt von Bundesbehörden und skrupellosen „Wissenschaftlern“, der Bevölkerung Ozonwerte von 180, 240, 280 µg/m3 und höher zu - der beste Beweis, daß „Grenzwerte“ nur politische Werte sind, welche die Bevölkerung nicht wirklich schützen sollen.

Eine vorzügliche, von der Fähigkeit zu vernetztem Denken und kritischem Recherchieren geprägte Bewertung der Gefährlichkeit des Ozons bietet - die Toxikologen müssen sich schämen - der Verein Deutscher Ingenieure VDI schon 1987! Weder deren Richtlinie 2310 noch meine Stellungnahme, die ich als geladener Sachverständiger für die öffentliche Anhörung am 19.06.1995 vorlegte (Bundestag, 1995) scheinen das Bewußtsein des Deutschen Bundestages aufgehellt oder dort gar Verantwortung geweckt zu haben: Man einigte sich auf einen „Informationsschwellenwert“ (1-Std-Mittelwert) mit völlig unverbindlichem „Richtwert- Charakter“ von 180 µgO3/m3 Atemluft. Folgendes Szenario soll dann ablaufen - und Bevölkerung und Natur angeblich schützen:

Wenn 180µ O3/m3 an einer Meßstelle in einem Landkreis überschritten werden, sollen über Rundfunk Warnungen mit Verhaltensempfehlungen verbreitet werden, wohl in der Hoffnung, sie würden von allen gehört und verstanden. Dann schuf man einen „Höchstwert“ von 240 µg O3/m3 (1-Std-Mittelwert), der nach dem Gesetz eigentlich verbindlich sein sollte (BlmschVO, § 40). Doch: Wird auch dieser überschrit­ten, dann muß dies zusätzlich an einem weiteren Meßplatz in 50 - 250 km Entfernung beobachtet worden sein. Wenn auch dies zutrifft, muß ein Wetteramt befragt werden, ob denn das Wetter so bliebe. Wenn ja, können mit zusätzlichen „Wenn und Aber“ eventuell Verkehrsbeschränkungen mit Fahrverboten erwogen oder sogar erlassen werden ... in der Hoffnung, daß inzwischen an einer Meßstelle zufällig ein etwas niedrigerer Wert gemessen wird, damit alles wieder abgeblasen werden kann...

Wenn schon die Gesundheit der Kinder und das schleichende Vegetationssterben nicht interessieren, vielleicht hilft die Tatsache weiter, daß auch die Autoreifen durch Sommersmog rascher altern und brüchig werden.

 

Treibhauseffekt

Das Gleichgewicht in der Erdatmosphäre, das die Einmaligkeit des blauen Planeten bedingte, wird zusätzlich durch die zunehmenden Emissionen von CO2, Methan, Distickstoffoxid (N2O), FCKW und anderer Spurengase (vor allem von Industrie und konventioneller Landwirtschaft) mit langer Verweilzeit in Atmo- und Stratosphäre sowie komplexer Schadstoffgemische gestört. Die dadurch verminderte Wärmeabstrahlung führt global zum Anstieg der Temperatur, dem Treibhauseffekt, mit bisher auch nicht annähernd abschätzbaren Folgen. Gestützt durch langjährige Messungen prognostizieren Modellrechnungen und Szenarien u. a. den Anstieg des Meeresspiegels und tiefgreifende klimatische Änderungen mit katastrophalen Folgen für eine Milliarde Menschen - 20% der Weltbevölkerung - in überschwemmungsbedrohten Gebieten, nicht nur in Bangladesch, auf den Malediven und anderen flachen Inseln des Pazifik. Die ebenso gravierenden Folgen für Fauna und Flora werden ignoriert.

Die Erfahrung aber zeigte nicht nur bei der Analyse des Ozonschwundes, daß noch so aufwendige Modellrechnungen die tatsächlichen, komplex vernetzten Vorgänge nur zum Teil erfassen können. So besteht keine Hoffnung, daß die großen Meere als „rasch wirksame CO2-Speicher“ wenigstens dessen Anstieg abpuffern, da der hierfür nötige Austausch des Oberflächenwassers mit den tieferen Wasserschichten im At­lantik etwa 100 Jahre, im Pazifik aber etwa. 1000 Jahre braucht (Taylor, 1970; Crutzen, Müller, 1989). Wärmeres Wasser löst weniger CO2 und verdampft leichter. Der Wasserdampf seinerseits - besonders der in den Kondensstreifen des Flugverkehrs, die inzwischen kreuz und quer unseren Himmel verschleiern - ist ebenfalls klimawirksam. Gleiches gilt für die gewaltigen Dampfwolken, welche dank der schlechten Energienutzung bei den Atomkraftwerken aus deren Kühltürmen ständig entweichen und das Klima der betroffenen Regionen beeinträchtigen. Wenig öffentliches Interesse weckte bisher die Tatsache, daß damit auch dem Kühlwasser zum Korrosionsschutz und gegen Algen- und Pilzwachstum zugesetzte Chemikalien in die Umgebung freigesetzt werden. Und gleichermaßen interessant ist die Tatsache, daß der Kühlturm des ehemaligen AKW Hamm-Uentrop, der wegen seiner genialen Konstruktion des Kühlsystems unter den Technikern im In- und Ausland bald zum Wallfahrtsort zu werden drohte, in einer Nacht- und Nebelaktion von den AKW-Betreibern abgerissen wurde...

Verstärkt werden diese Effekte zusätzlich durch Feinstaub, der nicht nur von großen Vulkanausbrüchen und zunehmenden Waldbränden in die Atmosphäre gelangt, sondern vor allem vom wachsenden Kraftfahrzeugverkehr, von industriellen Großfeuerungsanlagen und durch Erosion und Verwehung von den wachsenden Steppen und Wüsten. Seine Zunahme ist - wie bereits erwähnt - schon aus dem Weltraum zu erkennen.

 

Vielleicht stellt Gaia, der blaue Planet, mit El Niño, sich mehrenden Dürre- und Brandkatastrophen (auch im „Florida der Reichen“) sowie häufigeren und heftigeren Stürmen bereits die Quittungen aus für den egoistischen und skrupellosen Raubbau des homo industrialis? Der Rat von Sachverständigen in Umweltfragen der Bundesregierung mahnt mit seinem hervorragenden „Umweltgutachten 1998“ letztere erneut, wenn auch nur mit verhaltenem Zorn: „ ... macht der Verdacht, daß gravierende Umweltbelastungen wie vermehrte Zunahmen von Sturmschäden, Überflutungen, Epidemien, Dürren, Ernteausfällen und alle damit zu­sammenhängenden ökonomischen und sozialen Schäden auf den anthropogenen Treibhauseffekt zurückzuführen sein könnten, die Notwendigkeit politischen Handelns, deutlich“ (SRU, 1998, S, 167).

 

Klimaschutz durch Atomkraftwerke?

In ihrer Argumentationsnot suchten die Verfechter der äußerst risikoträchtigen, aber nur 5% der weltweit erzeugten Energie liefernden Atomenergie den rettenden Strohhalm im Treibhauseffekt und das verlorengegangene Image mit dem angeblich „fehlenden CO2-Ausstoß“ der Atommeiler aufzupolieren. Dieser in der Öffentlichkeit rasch als „CO2-Lüge“ enttarnte PR- Coup wird als solcher in zahlreichen Veröffentlichungen bestätigt: Nach akribischen Recherchen informierte Gerhard Bott mit seinen vielbeachteten Fernsehfilmen Tschernobyl - ein Jahr danach (1987) und Zurück zum Atom? (1990) die Öffentlichkeit. „Niemals zuvor hat ein Fernsehbeitrag die Mär von der Klimarettung durchs Atom so gründlich und sachlich auseinandergenommen wie der von Gerhard Bott. Mit verheerender Wirkung für die Atomiker im Lande“ kommentiert die tageszeitung. „Von unmißverständlicher Kompetenz“ erkennen die. Kieler Nachrichten an, und Gerhard Bott selbst schreibt in seiner Dokumentation Das Ende der Atomindustrie zur CO2-Lüge der Atomwirtschaft u. a.: „Würde der Atomstrom heute mit den genannten Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerken erzeugt, dann wäre nicht nur der hypothetisch errechnete CO2-Vorteil der Atomkraftwerke dahin, sie würden umgekehrt als CO2- Sünder am Pranger stehen. Dem besonders die Anrei­cherung der Brennelemente für den Betrieb von Atom­kraftwerken ist mit erheblichen CO2-Emissionen verbunden. - Bei genauem Hinsehen erweist sich das Gegenteil dessen als richtig, was in der Anzeige [der Atomwirtschaft] unter die Leute gebracht werden soll. - Nur eine bessere Information der Öffentlichkeit kann helfen, der Atomwirtschaft einen Dummenfang dieser Art unmöglich zu machen.“ (Bott, 1991). Wenn auch beim Betrieb eines AKW, d.h. bei der Bereitstellung deren geringer Energiemenge, die CO2-Bilanz günstiger ausfällt, so wird verschwiegen, daß beim Bau der Atommeiler, bei Reparaturen, Atommülllagerung, und - nicht zu vergessen - bei Atommülltransporten und ihrem extrem aufwendigen Polizeischutz vor dem Volkszorn sehr viel mehr CO2 entsteht, als ein AKW jemals einsparen kann.

Die Analysen und Bewertungen u. a. von Graßl und Klingholz (1990) sowie von E. U, v.Weizsäcker, Lovins und Lovins (1995) bestätigen diese Aussagen.

Barry Commoner entwarf schon 1977 ein realistisches Konzept, wie man die unverantwortliche Atomenergie vermeiden und innerhalb der nächsten fünfzig Jahre den größten Teil der nicht-erneuerbaren Energiequellen in den USA durch Sonnenenergie ersetzen kann. Gleichermaßen eindrucksvoll beschreibt er das von der Atomwirtschaft in den USA verursachte ökonomische Desaster sowie die rücksichtslose Chemisierung der Biosphäre durch die chemische Industrie (Commoner, 1977, 1990).

In seinem zukunftsweisenden Buch Wendezeit analysiert und beurteilt der Physiker Fritjof Capra (1983) die Atomenergie: „Der Gesamtumfang der beispiellosen Gefahren der nuklearen Technologie sollte es jedermann mehr als deutlich machen, daß diese Energieform voller Risiken, unwirtschaftlich, unverantwortlich und unmoralisch, kurz gesagt, absolut unannehmbar ist. ... Ralph Nader hat einmal gesagt, die Kernkraft sei in mancher Hinsicht Amerikas „technologisches Vietnam“ geworden.

Die Atomindustrie hat denn auch in den USA schon lange keine Chancen mehr. Sie hat auch bei uns infolge des zunehmend sichtbar werdenden Ausmaßes der Risiken von Atomanlagen und der Schäden an menschlicher Gesundheit und an der Natur durch Radioaktivität sowie durch das Verhalten von Atomkraftwerksbetreibern, internationalen Atomaufsichtsbehörden, Verwaltung und Politik den letzten Rest an Vertrauenswürdigkeit verloren. „Die Wolke von Tschernobyl erhebt sich über den Debatten wie ein nukleares Gottesurteil, das die Ambivalenzen entwirrte und durch den gewaltigsten Beweis den Irrtum der einen und die Wahrheit der anderen ans Licht brachte. In diesem Sinne erfüllte der Unfall von Tschernobyl das katastrophale Versprechen, dessen Einlösung Harrisburg schuldig blieb“ kommentierte Peter Sloterdijk (1987) in seinem Aufsatz „Wieviel Katastrophe braucht der Mensch“. Vielleicht lernen sogar wir Deutschen doch noch aus den schon gemachten schweren Fehlern und geben rechtzeitig die Atomenergie auf, um der Katastrophe zu entgehen - und wenn es nur über die Freigabe des Strompreises gelingt...

 

Luftverschmutzung über Europa

Die für Mensch und Natur, Bau- und Kunstwerke schädlichen Folgen der vor allem durch die Abgase von Industrie und Kraftfahrzeugverkehr verursachten Luftverschmutzung in Europa sind schon seit vielen Jahrzehnten bekannt. Inzwischen wird selbst von konservativen Kreisen zugegeben, daß die Luftverschmutzung in Deutschland 8-10% der Lungenkrebsfälle verursacht, neben verschiedenen anderen Erkrankungen der Atemwege. Vor den dramatischen Waldschäden konnten sich selbst Politiker und Industriemanager nicht mehr drücken. Sie haben inzwischen etwa 50% des Waldbestandes erreicht und zwar nicht nur die „empfindliche Tanne“, sondern u. a. auch die Buche und sogar die legendär „robuste deutsche Eiche“.

Aufgeschreckt durch die über mehrere Jahre ermittelten Fakten, erstellte die Weltgesundheitsorganisation WHO 1990 einen vertraulichen Bericht, der laut Sperrvermerk nicht für die Medien bestimmt war (WHO, 1990). Daß er dennoch weit verbreitet wurde, verdanken wir nicht etwa unseren Politikern, sondern dem Verantwungsbewußtsein der Mitarbeiter/innen von Greenpeace. Aus dessen Schlußfolgerungen sei hier zitiert: „Millionen Europäer leben in Gebieten mit erheblicher Luftverschmutzung, die jährlich bei Tausenden zum vorzeitigen Tod und bei noch mehr Menschen zu chronischen Krankheiten und Arbeitsunfähigkeit führt. Derartige Auswirkungen wären vermeidbar, wenn die regionale und lokale Luftverschmutzung auf Werte reduziert wird, die denen der WHO-Richtlinie zur Luftqualität (Air Quality Guidelines) entsprechen. Verbesserungen der Situation durch Verminderung der Luftverschmutzung wurden in London und anderen europäischen Regionen bereits eindrucksvoll bewiesen.“

Nicht nur die miserable Luftqualität in großen Bereichen Osteuropas, auch die sehr hohen Ozonwerte in Westeuropa (speziell in Deutschland, das auch im Ausstoß von Stickoxiden weltweit führend ist) bedrohen laut WHO ernsthaft die menschliche Gesundheit. Entsprechend deutlich sind dort auch die fordernden Empfehlungen zu sofortigem Handeln formuliert - wenn auch, wohl aus Furcht vor allgemeiner Empörung und Panik der Betroffenen, nur "vertraulich" ...

 

Internationale Umweltschutz-Konferenzen

Unter dem Druck der besorgten und gut informierten Öffentlichkeit veranstalteten Regierungen inzwischen eine lange Reihe internationaler Konferenzen. Zur Fortbildung der verantwortlichen Politiker und Ministerialbeamten haben von ihnen beauftragte und nicht beauftragte Wissenschaftler/innen ganze Bibliotheken an Fakten zusammengeschrieben. „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“, „Schutz der Tropenwälder“, „Schutz der Erde“ erwecken als Titel umfangreicher Berichte von Enquete-Kommissionen Hoffnung auf rechtzeitigen Bewußtseinswandel und wirkungsvolles Handeln. Der Rat der Sachverständigen für Umweltfragen schreibt laufend hervorragende „Umwelt- und Sondergutachten“. Der Wissenschaftliche Beirat der Bun­desregierung warnt vor zu vielen Schlupflöchern bei ausgehandelten internationalen Umweltschutzkonventionen, die im Vorfeld ohnehin schon entschärft waren und bei denen selbst dann keine Konsequenzen drohen, wenn sie von denjenigen Industrienationen insgesamt ignoriert werden, die ohnehin traditionell den größten Raubbau betreiben. Die verzweifelten Appelle der von den globalen Klimaveränderungen am stärksten bedrohten finanzschwachen Länder der sog. Dritten Welt werden von den reichen Verursachern, die auch weiterhin die Ressourcen am stärksten plündern und am meisten CO2 ausstoßen, arrogant ignoriert. „Einsparung und Vermeidung in globalem Maßstab sind also gefordert, damit die Mittäterschaft jedes einzelnen nicht dazu führt, das Opfer, also das in seiner Eigendynamik gestörte Ökosystem Erde, in den Kollaps treiben zu lassen.“ (Monika Huch, 1992)

Die deutsche Bundesregierung spielt dabei keine rühmliche Rolle: Klügere, Ressourcen-schonende und daher umweltfreundliche Verfahren, wie im Energiebereich die Solarenergie oder im Müllbereich das geniale Kryorecycling nach Prof. Rosin (Dortmund), werden wenig oder überhaupt nicht gefördert, ja sogar mit allen Mitteln verhindert - im Gegensatz zu den unverantwortlichen, extrem kostenträchtigen Dinosauriertechnologien Atomenergie oder Müllverbrennung. Auch die großen Exportchancen solcher besserer Alternativen werden regelmäßig verschlafen. Ständig verzögert die Bundesregierung die Anpassung von Gesetzen der Europäischen Union, wenn diese schärfer sind als die eigenen, möglichst lange mit allen Tricks…

Angesichts der viel zu langsam erreichten viel zu geringen Erfolge fragt man sich, wozu die oben erwähnte wissenschaftliche Beratung eigentlich mit großem Aufwand geleistet wird, wenn die Politik nicht auf sie hört? Werden denn die vielen Gutachten und Berichte überhaupt gelesen, und selbst wenn, auch in ihrer Tragweite verstanden? Zweifel sind berechtigt. Oder dienen sie etwa nur als Beschäftigungstherapie für kritische Wissenschaftler (wie das Laufrad für den Hamster), damit sie nicht auf die Idee kommen, etwa öffentlich die unfähige Politik zu kritisieren - „clamp down“ sagen dazu die Angelsachsen sehr anschaulich...

Wenn unsere Politiker/innen ernstgenommen und glaubwürdig werden wollen, müssen sie ehrlich werden. Wollen sich die Wähler/innen emanzipieren, müssen sie kritischer werden. Anderenfalls gilt auch weiterhin die Einschätzung Goethes im Faust II:

 

„Und auf vorgeschriebenen Bahnen
Zieht die Menge durch die Flur;

Den entrollten Lügenfahnen
Folgen alle. - Schafsnatur!“

 

Natur und menschliche Gesundheit werden durch zahlreiche weitere Aktivitäten des Menschen gefährdet oder schon geschädigt. Deren Umfang könnte im Rahmen dieser Schrift kaum stichwortartig aufgelistet und eher als mehrbändiges Handbuch dargestellt werden. Nur einige wenige Problemfelder seien hier aufgezeigt: Pestizide in der Dritten Welt, Chlorchemie und Muttermilch, DDT und Östrogene Wirksamkeit von „Umweltchemikalien", Krebs. Schäden durch den Kraftfahrzeugverkehr, sowie das MCS-Syndrom (Multiple Chemical Sensitivity).

 

Pestizide in der Dritten Welt

Nach den Analysen des Pestizid Aktions- Netzwerk (PAN), Hamburg, werden Pestizide in der Dritten Welt überwiegend in der Landwirtschaft (in den 80er Jahren ca. 90%) und in geringerem Umfang im Gesundheitsbereich zur Vektorenbekämpfung, d.h. der Kontrolle von krankheitsübertragenden Organismen (ca. 10%, Malaria, Schlafkrankheit n. a.) eingesetzt. Gewissenlose Geschäfte zugunsten der Hersteller in den westlichen Industrienationen (einschließlich Japan) waren dabei - und sind es z. T. immer noch - eher die Regel als die Ausnahme. Hochtoxische und sehr unspezifisch wirkende Pestizide, die in den Herstellerländern zur Anwendung verboten waren, wurden exportiert oder vor Ort unter weit schlechteren - weil billigeren - Produktionsbedingungen hergestellt, unter Inkaufnahme von Gesundheitsschäden bei den Arbeitern und Gefährdung der Umwelt.

Zur eigenen „Entsorgung" von den inzwischen wegen ihrer Gefährlichkeit verbotenen Pestizide wurden davon Hunderttausende von Tonnen an Länder der Dritten Welt sogar „großzügig verschenkt", da diese arglistige Geste die Hersteller weniger kostete als die Entsorgung ihrer Altlast als Sondermüll. Oft waren solche „Geschenke" an Kopplungsgeschäfte gebunden, z. B. an die Verpflichtung, nur aus dem Lieferland des Sondermüllgeschenkes Autos zu importieren. Daß dabei die Beschenkten von den Folgen dieses Danaer-Geschenk nichts wußten, störte nicht: sie konnten und können kaum lesen, die Fässer waren und sind ohnehin unzureichend, falsch oder gar nicht beschriftet und deren Inhalt zersetzt sich bei langjähriger Lagerung unter feuchter Hitze oft in ein Gemenge unkalkulierbarer Toxizität. Schutzausrüstung ist kaum vorhanden oder wegen des feucht-heißen Klimas nicht auszuhalten, d.h. die Anwendungsbedingungen sind unvorstellbar miserabel. Waschmöglichkeiten nach Kontamination gibt es kaum. Die verharmlosende Werbung für Pestizide, auch durch deutsche Firmen, verführt zu sorglosem Umgang mit dem tödlichen Gift. Überaus häufig werden Pestizid-Lösungen in Flaschen des täglichen Bedarfs abgefüllt, mangels ausreichender Beschriftung wird hierdurch oft die tödliche Vergiftung verursacht. Die Lagerung erfolgt meist zusammen mit Lebensmitteln, und Pestizid-Behälter werden regelmäßig, aber unzureichend gereinigt, als Haushaltsgefäße benutzt. Damit noch nicht genug, selbst die offizielle Zulassung zum Markt der Länder der Dritten Welt wurde häufig durch gefälschte toxikologische Daten erschlichen. Inzwischen sind die Geschädigten immerhin mißtrauisch und etwas wachsamer geworden.

Die Folgen des massiven Pestizid-Eintrags, insbesondere von hochtoxischen Chlorverbindungen, Organophosphaten und Carbamaten, ließen nicht auf sich warten: 50% aller und 75% aller tödlich verlaufenden Pestizid-Vergiftungen geschehen nach Schätzungen in der Dritten Welt (Levin. 1986). Damit wird die Dritte Welt - gemessen an ihrem Anteil am Pestizid-Weltverbrauch - mit einem überproportional hohen Anteil an den pestizidbedingten Vergiftungs- und Todesfällen geschädigt (PAN, 1990). Die diesbezüglichen Schätzungen hegen bei 30.000 bis 40.000 jährlichen tödlichen Vergiftungen und bei 1,5 bis 2 Millionen Vergifteter, über deren weiteres Schicksal Schweigen gebreitet wird. Jeder Blumenstrauß aus den Gewächshäusern der Dritten Welt muß an die gesundheitliche Mißhandlung meist von Frauen erinnern, die dort zur regelmäßigen Exposition gegen Pestizid-Nebel bei Billigstlöhnen gezwungen werden.

Schon unter den vergleichsweise „harmlosen" Bedingungen des Pestizid-Einsatzes in deutschen Privatwohnungen kann für Insektizide ein umso höheres Leukämierisiko epidemiologisch nachgewiesen werden, je mehr Insektizide verwendet wurden (Greiser u. a., 1995) . Sorgfältige und von Wirtschaftsinteressen unbeeinflußte epidemiologische Erhebungen in den Ländern der Dritten Welt würden Ungeheuerliches zutage fördern. Während meiner Vorlesungstätigkeit in Alexan¬dria, Ägypten, berichtete mir 1992 eine Anästhesistin, daß ihre 6jährige Tochter nach dem Verzehr einer kleinen Gurke mit den Symptomen einer Organophosphat-Vergiftung zusammenbrach. Nur die Tatsache, daß ihre intensivmedizinisch ausgebildete Mutter in Reichweite war, rette ihr das Leben. Wie groß aber ist die Dunkelziffer jener, die dieses Glück nicht haben?

„Die WHO hat abgeschätzt, wie viele Menschen in der Dritten Welt dem Risiko einer Pestizid-Vergiftung ausgesetzt sind. Es wird vermutet, daß 50 Millionen Menschen als Bäuerinnen und Bauern bzw. als Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Feldern und Plantagen regelmäßig mit Pestiziden in Berührung kommen. Weitere 500 Millionen wenden Pestizide gelegentlich an. Ihr Vergiftungsrisiko wird nicht unbedingt als geringer eingestuft: diese Menschen haben zwar seltener Kontakt mit Pestiziden, aber vermutlich auch geringere Kenntnis über die Gefährlichkeit der Mittel und über die zu treffenden Schutzmaßnahmen" (WHO/UNEP, 1989; PAN, 1990). Die unzähligen gesundheitlich geschädigten Verbraucher, wie die Tochter der Anästhesistin, werden nicht erfaßt. Die Gesundheitsrisiken der als Kontamination auf importierten Nahrungsmitteln reimportierten Pestizide sind dank regelmäßiger, aber doch nur stichprobenartiger Kontrollen vergleichsweise gering.

Grundsätzlich verursacht die Pestizidanwendung in der Dritten Welt wie in den Industrieländern folgende Probleme (Knirsch, 1987):

  • schwer abbaubare und daher beständige Pestizide verbreiten sich über Nahrungsketten und -netze und werden in diesen mit zum Teil tödlichen Konsequenzen für deren Endglieder angereichert;

  • die Ausbreitung persistenter Pestizide über die Luft, durch Regen und Gewässer und deren Anreicherung im Boden und Sedimenten;
    die Beeinträchtigung, Verdrängung bzw. Vernichtung von Tier- und Pflanzenarten;

  • die Entwicklung von Resistenzen bei Schadorganismen;

  • die Beeinträchtigung bzw. Zerstörung der natürlichen Regelungssysteme durch das Vernichten oder Ver¬drängen von Nützlingen; 

  • die Belastung von Fließgewässem und des Grund¬wassers mit persistenten Chemikalien; 

  • die Schädigung des Bodenlebens; 

    etc. etc.


Erschwerend kommt für- die Länder der dritten Welt hinzu, daß tropische Ökosysteme wesentlich störanfälliger und weniger regenerationsfähig sind als die der gemäßigten Breiten und grundsätzlich die Toxizität chemischer Stoffe bei höherer Temperatur größer ist.
Die forcierte Entwicklung intelligenter, d. h. hochselektiver (nur den Schadorganismus treffender), wenig persistenter und auch bezahlbarer Pestizide sollte hoffentlich bald die beschriebenen, von den internationalen Chemiekonzernen verursachten - und dort wohlbekannten - Probleme lindem helfen.

 

Chlorchemie und Muttermilch - Pestizid-Rückstände in Säuglingsnahrung

Die Belastung der Muttermilch vor allem mit persistenten chlororganischen Verbindungen aus der Produktion, der Chlorchemie und deren Verbrennungsprodukten haben besonders die Initiativen besorgter und aufgebrachter Mütter, unterstützt von einigen Vätern, zum öffentlichen Thema gemacht (u. a. Elternrat, 1984). Sie gibt - entgegen verharmlosender Verlautbarungen von Bundesämtern oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung - nach wie vor Anlaß zur Sorge. Mit leistungsfähiger Analytik sind Hunderte derartiger Fremdstoffe nachweisbar, von denen nur ein geringer Teil chemisch identifiziert ist. Letzterer umfaßt vor allem einige Pestizide und deren Metabolite und die großen Gruppen der polychlorierten Biphenyle (PCB) und Di- benzodioxine und -furane (PCDD/F), von deren Hunderten von Einzelsubstanzen (sog. Kongeneren) stets nur etwa 10-20 erfaßt werden - ein krebserregendes, immuntoxisches und das Hormonsystem störendes Gemisch (s. „DDT und andere Östrogen wirksame „Umweltchemikalien“). Das toxikologische Risiko des gesamten vorhandenen Schadstoffgemisch.es für den empfindlichen jungen Säugling kann daher nicht bewertet werden.

Das Ausmaß der Belastung einer Region mit Industrie-Emissionen und die Ernährungsgewohnheiten (z. B. häufiger Verzehr von Fisch oder fettem Fleisch) bestimmen wesentlich die Schadstoffbelastung der Muttermilch. Epidemiologische Untersuchungen in den USA legen einen Zusammenhang zwischen Häufigkeit einer Reihe von gesundheitlichen Beeinträchtigungen (u. a. geringeres Geburtsgewicht, kleinerer Kopfumfang, verkürzte Schwangerschaftsdauer, Gehirnblutungen, Störungen des Schilddrüsenstoffwechsels, der kognitiven Entwicklung, des Verhaltens und der Gedächtnisleistung bei Säuglingen) und u. a. der hohen PCB- Belastung der Muttermilch nahe. Derartige Störungen waren z. T. über das 4. Lebensjahr hinaus erkennbar.

Auch wenn inzwischen die Dioxin-Belastung der Muttermilch sehr langsam zurückgehen soll - vor allem dank des energischen und erfolgreichen Widerstandes der Bevölkerung gegen die von einer gewissenlosen Politik geförderte weitere Verschmutzung der Atemluft durch Müllverbrennung ihre Rückstände an PCB, Pestiziden und anderen chlororganischen Schadstoffen sind unverändert hoch. Gemeinsam mit Müttern, Kinderärztinnen und -ärzten warnen wir schon seit Anfang der 80er Jahre öffentlich vor dieser Gefahr, zusammen mit Kinderklinikern in Presseerklärungen, zuletzt in einer kritischen Übersicht von Carsten Alsen-Hinrichs (1996), in welcher der aktuelle toxikologische Kenntnisstand zusammengefaßt ist. Unsere Warnung ist leider nach wie vor gültig. „Stillempfehlungen“ von „nur noch 6 oder 4 Monaten“ zeigen allenfalls, daß das Risiko für die Säuglinge zwar selbst von industriefreundlichen Konservativen - wenn auch widerwillig - zugegeben werden muß, aber - ohne die Ursachen zu beseitigen - lieber das uralte Menschenrecht des Stillens, die innige Mutter-Kind-Beziehung eingeschränkt wird, anstatt die Chemische Industrie zur Aufgabe der verhängnisvollen Chlorchemie zu zwingen.
Die „besondere Schutzwürdigkeit des Säuglings“ mahnt auch die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde an. Deren Ausschuß, Kind und Umwelt“ forderte wiederholt eine drastische Verminderung der Schadstoffbelastung der Muttermilch und die Vermeidung der Produkte der Chlorchemie. Deren Ernährungskommission veröffentlichte 1995 eine vorzügliche Bewertung der Rückstände von Pestiziden in Säuglingsnahrung (Manz, 1995). Bisher ist nicht zu erkennen, daß "die Politik", die sich immerhin schon 1963 im §14 ihrer "Diätverordnung" verpflichtet, "Säuglingsnahrung darf keine Rückstände an Pestiziden enthalten" und damit den Herstellern entsprechend strenge Auflagen verordnet hat, diese überhaupt noch interessiert und auch ausreichend überwacht.

 

DDT und östrogene Wirksamkeit von „Umweltchemikalien“

Wie beschränkt menschliches Denken gerade in der Wissenschaft ist, bestätigt das viel zu lange hingenommene Dogma, daß „ein Wirkstoff nur eine Wirkung haben könne". Das trifft für keinen "Wirkstoff", für keine vom Menschen erzeugte neue Chemikalie zu. Die Natur ist sehr viel komplexer, mehrdimensional vernetzter organisiert. Jede neue vom Menschen geschaffene und freigesetzte Chemikalie stört das seit Hunderten von Millionen Jahren eingestellte Gleichgewicht der Natur. Hier sei nur eines der immer zahlreicher werdenden Beispiele erwähnt: Der Eingriff des Menschen in das Hormonsystem aller Lebewesen.

Die Erkenntnis, daß mit der „neuen“ Chemikalie DDT (Dichlor-Diphenyl-Trichlorethan) - die zwar schon seit 1874 bekannt war - Insekten getötet werden können, brachte Paul Müller 1939 den Nobel-Preis ein. Schon 8 Jahre später, bereits 1947, stellte die US-amerikanische Food and Drug Administration die krebserregende Wirkung des DDT fest. Zur gleichen Zeit waren schwerwiegende neurotoxische Wirkungen beim Menschen bekannt geworden. Schon 1957 erkannte Richard Welch von Burroughs Welcome, daß DDT infolge Enzyminduktion den Leberstoffwechsel tiefgreifend verändert, wodurch auch die Regulation der Sexualhormone Östrogen, Progesteron und Testosteron gestört wird. Welch erkannte außerdem schon damals, daß DDT selbst östrogenartig wirkt. Wissenschaftler sahen somit die schwerwiegenden ökotoxikologischen Auswirkungen voraus. Die von Wirtschaftsinteressen diktierte Politik ließ jedoch noch mehr als 20 Jahre lang gigantische DDT-Mengen global verbreiten. DDT besitzt östrogene und antiandrogene Wirksamkeit: das in der Natur und beim Menschen inzwischen weitverbreitete DDE, das Abbauprodukt des DDT, blockiert u. a. den Androgenrezeptor, eine Synthese-bedingte Verunreinigung des DDT, das o,p’-DDT, aktiviert u. a. den Östrogenrezeptor - ein nur schmaler Einblick in ein sehr komplexes Geschehen.

Aktuelles Interesse erregten endokrin wirksame, vom Menschen bedenkenlos in die Natur freigesetzte Chemikalien erneut im letzten Jahrzehnt: Störungen der Geschlechtsdifferenzierung und der Reproduktion wurden bei vielen Wildtierarten beobachtet. Eine Störung des Hormonsystems kann in der embryonalen und fötalen Entwicklung aber auch das Nerven- und Immunsystem schädigen, da letztere gleichfalls hormonell gesteuert werden, und das sexuelle Verhalten der Nachkommen verändern, beispielsweise männliche Tiere feminisieren und umgekehrt.
Derart fatale Wirkungen werden zahlreichen Pestiziden, vor allem aber den polychlorierten Biphenylen (PCB) angelastet (u. a. bei See- und terrestrischen Raubvögeln, Robben, Eisbären, aber auch beim Menschen, s. o.). Besonders betroffen sind die Endglieder von Nahrungsketten bzw. -netzen, da sie diese persistenten, gut lipidlöslichen organischen Chlorverbindungen sehr stark, bis in den toxischen Bereich hinein, anreichern. Epidemiologische Untersuchungen zur Entwicklung und Funktion der Geschlechtsorgane bei Männern ergaben eine Abnahme der Spermienbildung um über 40% seit 1940 und eine Zunahme von Fehlentwicklungen der Geschlechtsorgane (Hypospadien, Kryptorchismus) und des Hodenkrebses. Entsprechende Effekte werden auch bei Versuchstieren nach Exposition gegen sehr niedrige Konzentrationen chlororganischer Chemikalien (wie z. B. TCCD, aber auch chlorfreier, weniger persistenter Chemikalien) während der embryonalen Entwicklung beobachtet. Dabei scheint der Zeitpunkt, der Einwirkung derartiger Schadstoffe, von Pestiziden, Industriechemikalien, deren Zwischen- und Nebenprodukten etc. von entscheidender Bedeutung zu sein
Im Auftrage des Umweltbundesamtes überprüften meine Mitarbeiter die gesamte Weltliteratur auf östrogenartig wirkende Chemikalien. Das Ergebnis ist in einem umfangreichen Bericht dokumentiert (Gülden u. a., 1998). Wie häufig derart gefährliche Chemikalien als Handelsprodukte der chemischen Industrie weltweit und in großen Mengen, d. h. hunderttausenden von Jahrestonnen, verbreitet wurden und noch werden und daß dabei stets unverantwortliche Chlorverbindungen eine Hauptrolle spielen, zeigt folgende Liste:

Etwa die Hälfte der bekannten endocrine disrupters* (Chemikalien, welche Hormonsysteme stören) sind chlorierte bzw. halogenierte Kohlenwasser Stoffe**.

Herbizide

  • Alachlor**
  • Amitrol
  • Atrazin**
  • 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure**
  • Metribuzin
  • Nitrofen**
  • 2,4,5-Trichlorphenoxyessigsäure** (stark Dioxin-kontaminiert)
  • Trifluralin**

 

Fungizide

  • Benomyl
  • Hexachlorbenzol (HCB)**
  • Mancozeb
  • Maneb
  • Metiram
  • Tributylzinn
  • Zineb
  • Ziram

 

Insektizide

  • Carbaryl
  • Chlordane**
  • Dicofol
  • Dieldrin**
  • DDT (p,p'-Dichlordiphenyltrichlorethan) u. Metabolite**
  • Endosulfan**
  • ß-HCH**
  • Heptachlor ** und Heptachlorepoxid**
  • Lindan (y-Hexachlorcyclohexan)**
  • Methomyl
  • Methoxychlor**
  • Mirex**
  • Oxychlordane**
  • Parathion
  • Pyrethroide
  • Toxaphen**

 

Nematizide

  • Aldicarb
  • Dibromchlorpropan**

 

Industriechemikalien

  • Cadmium
  • Blei
  • Quecksilber
  • PBB (Polybromierte Biphenyle)**
  • PCB (Polychlorierte Biphenyle)**
  • PCP (Pentachlorphenol)**
  • Penta- bis Nonylphenole
  • Phthalate
  • Styrole
  • 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin,TCDD** („Dioxin“)

 

Je besser untersucht wird, umso mehr Chemikalien werden als vielfältig - leider meist nachteilig - wirksam entdeckt. Bette Hileman (1993) analysierte das Problem der Chlorchemie in einer lesenswerten Übersicht, aus welcher diese Liste entnommen ist.
Das Gesamtproblem wird von der amerikanischen Wissenschaftlerin Theo Colbon und Mitarbeitern hervorragend und umfassend dargestellt (Colborn u. a.,  1996).

Krebs und Umwelteinflüsse

„Der Krebs hat als Todesursache seit Jahrzehnten fast konstante Häufigkeit“, berichtete Hans Schäfer 1996 bei den Angermühler Gesprächen (Schäfer,. 1996). Auch wenn dieses schwerwiegende Thema wegen seiner Vielschichtigkeit im Rahmen der vorliegenden Schrift nicht umfassend abgehandelt werden kann, bedarf diese Behauptung doch einer differenzierenden Betrachtung, denn sie verkennt die tatsächliche Situation.

Zunächst muß zwischen Todesursache (Mortalität) und Erkrankungshäufigkeit (Inzidenz) unterschieden werden. Als Todesursache hat Krebs in den letzten 30 Jahren immerhin von etwa 15% auf fast 30% zugenommen. Die Erkrankungshäufigkeit an Krebs liegt jedoch bereits bei etwa 50%. Ohne Zweifel hat der Fortschritt in der Krebsdiagnose und -therapie wesentlich dazubeigetragen, daß bei manchen Krebsarten die Therapiechancen steigen und mehr Patienten eine „5-Jahres-Heilung“ erleben. Typische und sehr erfreuliche Beispiele sind beim Rückgang von Magen- und Gebärmutterhalskrebs zu erkennen, wo Diagnostik, Vorsorgeuntersuchung und Therapie große Erfolge erzielten. Dadurch wird zwar bei einigen Krebsarten die Mortalitätsstatistik verbessert, was sich dann - aber nur scheinbar - positiv auf die gesamte Krebsstatistik auswirkt. Die Realität sieht jedoch anders aus:

Lungenkrebs nimmt bei Frauen dramatisch zu, was ohne Zweifel dem in den letzten Jahrzehnten - forciert durch die auf die „Zielgruppe Frauen“ konzentrierte Werbung der Tabakindustrie - vermehrten Zigarettenrauchen der Frauen anzulasten ist. Gleichermaßen erschreckend nimmt der Brustkrebs der Frauen zu, ohne daß dies der Gesundheitspolitik Anlaß wäre zu gründlicher Erforschung der Ursachen und für deren Beseitigung. Während noch vor 30 Jahren die statistische Wahrscheinlichkeit, bis zum 85. Lebensjahr an Brustkrebs zu erkranken, für Frauen in den USA bei 1:20 lag, erreicht sie heute bereits 1:9.

Ebenso bekannt ist, daß Hautkrebs (insbesondere das gefährliche Melanom), Hirntumoren und Hodenkrebs ebenso zunehmen wie das Non-Hodgkin- Lymphom - in den USA spricht man bereits von einem „Lymphom-Boom“! - und der Prostata- und Harnblasenkrebs. Das gründliche Studium des „Deutschen Krebsatlas 1998“ ist hierzu angezeigt (Becker u. Wahrendorf, 1998). Letzterer erfaßt allerdings nur die „Mortalität auf Kreisebene“, d. h. lokale oder kleinregionale „Krebsnester“, die von bestimmten Schadstoff-Emittenten oder anderen ortsspezifischen Ursachen herrühren, gehen im „Kreisdurchschnitt“ unter. Ein deutlich besseres, weil hochauflösendes Krebsmortalitätsregister, welches für eine Ursachenforschung unerläßlich ist, wurde von uns entwickelt (Bauer u. a., 1997).

"Umweltfaktoren" spielen bei der Entstehung von Krebs eine wichtige Rolle. Deren Aufklärung allerdings ist politisch selten erwünscht. Könnte doch die Überführung eines "Täters" - z. B. eines Atomkraftwerkes, einer Müllverbrennungsanlage, eines Chemiewerkes oder starker elektromagnetischer Felder von Sendern, "Handies" und anderen Elektrogeräten - den öffentlichen Druck derart steigern, daß „sehr unbequeme“ Maßnahmen nicht länger hinauszuschieben wären.

Ein beliebtes und in seiner Gefährlichkeit bisher stets unterschätztes. politisches Manipulationsinstrument sind „Grenzwerte“. Gleichgültig, ob für chemische Stoffe, Radioaktivität, Lärm oder elektromagnetische Felder, Grenzwerte sind immer politische Werte, die von wirtschaftlichen Interessen stark beeinflußt werden. Sie schützen die Bevölkerung nicht wirklich, sondern kalkulieren Krebs und andere Gesundheitsschäden, ja sogar Todesfälle wissentlich ein - dank der anonymisierenden „Statistik“. So ist das offizielle, d. h. politisch akzeptierte Vorgehen bei der Bewertung der radioaktiven Belastung der Bevölkerung im Falle einer Atomkatastrophe sehr aufschlußreich: Für einige radioaktive Isotope wurden sog. „Wichtungsfaktoren“ erdacht, mit denen das Risiko einer Gesundheitsschädigung infolge radioaktiver Strahlung heruntergerechnet werden soll. Beispielsweise wurde für das radioaktive Jodisotop J131 - welches Schilddrüsenkrebs verursacht - ein "Wichtungsfaktor von 0,1" festgelegt (d. h. die tatsächlich gemessene Strahlenbelastung der Schilddrüse wird willkürlich auf ein Zehntel herabgesetzt), „weil der medizinische Fortschritt inzwischen das Schilddrüsenkarzinom besser behandeln kann”. Ethisches Denken, Ehrfurcht vor dem Leben sind hier nicht mehr zu erkennen.
Entscheidend für eine Beurteilung des Krebsproblems ist die Inzidenz von Krebserkrankungen, die nur über eine Meldepflicht für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte zu erfassen ist. Eine. „Krebsstatistik“ verschweigt auch, ob die letzten - meist durch eine intensive Chemotherapie bitter erkauften - Lebensmonate oder -jahre überhaupt noch „Lebensqualität“ bedeuten ...
Die engen Beziehungen zwischen Wirtschaft und Politik in Deutschland fördern nicht die Ursachenforschung bei der Krebsentstehung, weil deren Ergebnisse für beide Seiten fatale Folgen hätte: Schadensersatzforderungen in unbegrenzter Höhe gegen die Verursacher und Verlust des letzten Restes an Vertrauen in die Politik. Auch in diesem Zusammenhang ist die Demokratie z. B. in den USA z. Zt. schon sehr viel weiter entwickelt...


Schäden durch den Kraftfahrzeugverkehr

Wie gefährlich das Autofahren ist, wissen wir eigentlich alle, und die Kinder erfahren es täglich buchstäblich am eigenen Leibe, denn sie sind dadurch am stärksten gefährdet, gefolgt von Krebs. Die Vielschichtigkeit dieses Problems kann im Rahmen dieses Vortrages, nicht aufgezeigt werden, sie ist in vielen kritischen Analysen dokumentiert. Besonders empfehlenswert ist das Buch der beiden Ärzte Till Bastian und Harald Theml Unsere wahnsinnige Liebe zum Auto, in welchem dieses „besondere Objekt unserer Begierde“ hervorragend dargestellt wird und nicht nur der „rechtsfreie Raum Straße, gesundheitliche Auswirkungen des Autoverkehrs und seelische Dimensionen des Automobilmißbrauchs, Autowahn - wo soll das alles enden?“ dokumentiert und bewertet werden, sondern auch Interessen und Macht des politisch-industriellen Komplexes (besser: des Komplotts), die jede Veränderung, welche die durch die Autoindustrie und den Kraftfahrzeugverkehr verursachten gigantischen Schäden - und den eigenen Profit - vermindern würde, schon im Keim ersticken. Ich zeige hier nur einige Probleme auf, die im allgemeinen verschwiegen werden.

Neben dem Ökozid an der Natur erfüllt der derzeitige -. und dank der katastrophalen Verkehrspolitik der Bundesregierung weiter wachsende - Kraftfahrzeugverkehr den Tatbestand der fortgesetzten fahrlässigen Tötung und Körperverletzung nicht nur bei den „direkten“ Straßenverkehrstoten und -verletzten: Im Bereich der Europäischen Union (EU) sterben jährlich mehr als 50.000 Menschen auf den Straßen. Diejenigen, die länger als 4 Wochen den Unfall überleben, aber dennoch an den Folgen sterben, werden bei den „Verkehrstoten“ statistisch nicht erfaßt. Über 1,5 Millionen werden „verletzt“. Wie schwer werden sie verletzt oder verstümmelt? Und ist deren Leben z. T. nicht auch zerstört? Alleine in Deutschland sind es jährlich über 400.000, eine beachtliche Großstadt! Wie stark ist die menschenwürdige Bewohnbarkeit der Städte beeinträchtigt! Vor allem betroffen sind die Kinder. Sind sie nicht besonders schützenswert, weil sie doch unsere Zukunft sind? In den. 40 Jahren der Existenz der EU waren es fast 2,5 Millionen Tote auf den Straßen! Auf jährliche 140 Milliarden (!) DM wird von unabhängigen Fachleuten alleine der wirtschaftliche Schaden durch Kfz-Unfälle in der EU beziffert (freilich: auch dieser „steigert das Bruttosozialprodukt“ ...). Die Schäden durch Abgase an Gebäuden, Kunstwerken, land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen („Waldsterben“), menschlicher Gesundheit im weitesten Sinne und an dem Teil der Natur, der sich bisher unserem Nutzungsanspruch noch entzieht, sind hierbei nicht berücksichtigt. Das sind Zahlen, die sonst nur von. grauenvollen Kriegen bekannt werden.

Die weniger offensichtlichen Folgeschäden des Kfz-Verkehrs durch Lärm, Erschütterungen und Abgase, Abrieb, tief inhalierbaren Feinstaub etc.. an menschlicher Gesundheit und an den verbliebenen Resten ehemals intakter Ökosysteme der Natur sind auch nicht annähernd zu „beziffern“, weil deren „Wert“ mit den vergleichsweise naiven Maßeinheiten „DM, ECU oder $“ einer blinden Ökonomie, die sich hartnäckig dem ökologischen Denken verweigert - einfach nicht zu erfassen ist.

Weltweit ist Deutschland das einzige Land, in dem es auf Autobahnen noch immer keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt - „freie Fahrt für freie Bürger“. Leben freie Bürger nur bei uns? Oder sind wir besonders dumm? Alleine die Zahl der „Verkehrstoten“ in der EU ließe sich durch einheitliche Tempobegrenzungen, schärfere Kontrollen, Verbot von „Alkohol am Steuer“ und eine Reihe technischer Verbesserungen an Autos bis zum Jahr 2000 um bis zu 30% senken, sagt der Bericht unabhängiger Verkehrsexperten, den die EU- Kommission am 19.02.1991 vorlegte. Ohne jeden Investitionsaufwand, nämlich nur durch die Unterschrift des vieljährigen, aber ökologisch leider unwissenden Bundeskanzlers Kohl schon vor über 10 Jahren, hätte auf deutschen Autobahnen eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 km/h die Atmosphäre alleine an CO2 jährlich mit etwa 5 Millionen Tonnen (!) entlasten können - vom gewaltigen "Rest an anderen Schadstoffen" einmal ganz zu schweigen. Dies entspricht dem Jahresausstoß von 8-10 mittleren Kohlekraftwerken!

Welche massiven Hindernisse stehen der umgehenden Einführung der bereits serienreif entwickelten Sparmotoren für Autos, von Katalysatoren und Partikelfiltern für alle Dieselmotoren und tatsächlich umweltverträglichen Antriebssystemen im Kfz-Bereich bei uns eigentlich im Wege? Sind es nur die eigennützigen Interessen der Mineralölindustrie? Geht es nur um „Arbeitsplätze“? Und können wir uns den politischen Protektionismus der Großindustrie noch länger leisten, welcher die erheblichen Gewinne privatisieren und die infolge der Schäden noch größeren Verluste sozialisieren - d. h. von der Allgemeinheit bezahlen - läßt? Wo bleibt die politische, d. h. für Menschen und Natur anzumahnende Verantwortungsfähigkeit der Regierung??

 

Haben wir auch den biblischen Auftrag, nämlich "die Schöpfung zu bewahren" völlig vergessen?

Angesichts von Umweltzerstörung und -weitverbreiteter Ungerechtigkeit hat der Bischof für Schleswig-Holstein, Hans Christian Knuth, die Menschen in Nordelbien aufgefordert, „mit allen liebgewordenen Gewohnheiten zu brechen". Dies sei nötig, wenn die Menschheit überleben solle, sagte er in Lübeck, Dieses Jahrzehnt verlange eine radikalere. Umkehr "als ein Bußprediger je gefordert hat, als je ein Heiliger sie seinem Gott gelobt". "Wir müssen lernen, radikal nein zu sagen", so Knuth. Das muß nach seiner Auffassung beim Auto beginnen: "Diese schöne Erfindung kostet uns sonst das Leben". Was aber nicht gekauft werde, werde auch nicht mehr hergestellt. "Hier haben wir durch schlichte Askese einen wirklich effektiven Hebel in der Hand, mit dem wir ohne Gewalt und ohne Blutvergießen lautlos, aber kräftig die Gesellschaft verändern können" (Kieler Nachr. vom 19.03.1994)


MCS - Multiple Chemical Sensitivity

In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts packte der Fortschrittswahn auch die Chemiker. Ihre enthusiastische Kreativität im Herstellen unzähliger neuer Substanzen verleitete sie in den 70er Jahren zu der selbstbewußten Losung „Mit Chemie ist alles machbar!" Ganz falsch war das nicht: machbar war neben vielen großartigen Entwicklungen eben auch manch gigantischer Schaden. Die bis heute anhaltende Flut neuer Chemikalien überspült indessen jede Möglichkeit einer sorgfältigen, von den Aufsichtsbehörden zu leistenden human- und ökotoxikologischen Prüfung, bevor sie auf Menschen und Natur losgelassen werden. Die diesbezügliche Gesetzgebung bleibt wenig wirksam, zumal sie von der chemischen Industrie über ihre Lobbyisten in den Parlamenten kontinuierlich entschärft wird.

Die intensive Chemisierung in allen Bereichen trägt - neben den bereits erwähnten Auswirkungen - wesentliche Mitschuld auch am Artenschwund bei Flora und Fauna und verschont letzten Endes auch den Menschen nicht. Die Zunahme u. a. von Krebs, Atemwegserkrankungen, Allergien und neuartiger Erkrankungen, wie Malerkrankheit, Holzschutzmittel-Syndrom etc., zeigte schon seit mehreren Jahrzehnten, daß die Wider-standskräfte des Menschen erschöpfbar und zunehmend überlastet sind. Die Vielfache Chemikalienüberempfindlichkeit (MCS) ist eines dieser Beispiele. Sie soll hier nur als warnendes Beispiel erwähnt werden, wie groß in dieser Gesellschaft die Ignoranz gegenüber den eigenen leidenden Artgenossinnen und -genossen ist und um wieviel größer sie noch ist, wenn die Natur täglich gedanken- und gewissenlos traktiert wird.

Zur Aufklärung des komplexen Krankheitsbildes der MCS hat die biologisch-medizinische Forschung bisher kaum beigetragen. Die betroffenen Menschen zeigen unterschiedliche Symptome, typischerweise aber mehrere und an mehr als nur einem Organsystem. Am häufigsten werden genannt: Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Abgestumpftheit, Konzentrationsschwäche und Gedächtnisverlust, visuelle und feinmotorische Störungen, Reizbarkeit, Depression, Übelkeit und Appetitmangel, "chemischer Kopfschmerz" ähnlich einer Migräne, Augen-, Haut- und Atemprobleme, Schleimhautreizungen der oberen Atemwege, Störungen in den Bereichen Hals, Nase und Ohren, Magen-Darm, Herz und Kreislauf, Harn- und Geschlechtsorgane sowie Muskel- und Gelenkschmerzen (Maschewsky,. 1996). Die Symptome können somit jedes Organsystem, am häufigsten aber das Zentralnervensystem betreffen. Induktion und Sensibilisierung werden bei MCS unterschiedlichsten Chemikaliengemischen bzw. Stoffen, wie Pestiziden, Lösemitteln, Duftstoffen und Kosmetika, Zahnmetallen, Formaldehyd, Alkohol, Drogen, Verbrennungsabgasen (einschließlich Tabakrauch) etc. zugeschrieben. Nach Induktion einer MCS kann sie durch weitaus niedrigere Konzentrationen der Schadstoffgemische oder in der Folge auch von chemisch völlig andersartigen Substanzen ausgelöst werden.

Die Tatsache, daß auch Streß und Depression MCS-ähnliche psychische Symptome auslösen, das Fehlen geeigneter „Biomarker“ und einer bei uns allgemein- akzeptierten Definition des Krankheitsbildes, zusammen mit dem Fehlen plausibler Vorstellungen über MCS-auslösende biologische Mechanismen haben bisher in Deutschland die Forschung über MCS entscheidend behindert. Vielleicht fördern neuere Vorstellungen über die zentrale Rolle des limbischen Systems im Gehirn bei einer Vielzahl psychischer und physischer Funktionen und seine hohe Empfindlichkeit gegenüber chemischen Reizen auch bei MCS die wissenschaftliche Erkenninisfähigkeit (Bell u. a., 1992, Ashford u. Miller, 1996).

Es ist lange bekannt, daß Geruchsreize eine starke Wirkung auf unterschiedlichste vegetative Funktionen ausüben können. Die angeblich "verführerische" Wirkung von Parfümkompositionen, die in der Natur weitverbreiteten Sexuallockstoffe, die appetitanregenden Düfte einer guten Küche oder die panikauslösenden Wirkungen chemischer Reizgase ("chemische Keule") seien hier nur erinnert. Die Nervenendigungen und ihre Rezeptoren im Riechepithel der Nase stehen über die olfaktorischen Neurone mit dem limbischen System in direkter, außerordentlich schnell wirksamer Verbindung. Dieser entwicklungsgeschichtlich ältere Gehirnteil mit wichtigen, untereinander komplex verbundenen Teilbereichen, wie Thalamus, Hypothalamus (der Vernetzungszentrale von Nerven-, Immun- und Hormonsystem, s. Abschnitt DDT und endokrine Wirksamkeit von "Umweltchemikalien"), Hippocampus, Mandelkern u. a. bestimmt praktisch alle Körperfunktionen und - über seine komplexen neuronalen Vernetzungen mit der Großhirnrinde - letzlich auch die psychischen Empfindungen bzw. Reaktionen und intellektuellen Leistungen des Gehirns. Bei empfindlichen Personen können geruchsintensive Gemische, wie Parfüm, Gülle, Benzin an Tankstellen, die Abgase des Straßenverkehrs, druckfrische Zeitschriften etc. z. T. extreme vegetative und zentralnervöse Reaktionen auslösen. Manche Holzschutzmittel-Geschädigten riechen geringste, analytisch kaum noch erfaßbare Konzentrationen des PCP/Lindan/Dioxin-Gemisches und reagieren darauf u. a. mit Kreislauf- und Sehstörungen, akuter Atemnot, Lymphknotenschwellung. Es liegt nahe, daß die über die olfaktorischen Neurone in das limbische System übertragenen chemischen Reize dort geradezu explosionsartig verbreitet und verstärkt werden, mit der Folge von Überreaktionen oder Dämpfung / Blockade unterschiedlichster Körperfunktionen. Die aus Tierversuchen bekannten Time-dependent Sensitization (TDS) und limbische Bahnung (Iimbic kindling), die sich durch chemische und nicht-chemische Reize auslösen lassen, zeigen auffällige Übereinstimmungen mit MCS beim Menschen.

"In den USA werden Menschen, die unter MCS leiden, häufig "Canaries", Kanarienvögel genannt. Früher war es in Bergwerken üblich, diese zarten Vögel mit untertage zu nehmen, zur Warnung vor Grubengas. Wenn der Kanarienvogel von der Stange fiel, war es höchste Zeit, nach oben an die frische Luft zu fliehen. Insofern sind jene Menschen, die heute durch die zahlreichen Chemikalien in der Umwelt krank werden, eine letzte Warnung an alle (B. Neite)."

Eine hemmungslose Chemisierung des gesamten Lebensbereiches mit Arzneimitteln, Pestiziden, Kosmetika, Nahrungsmittelzusätzen und -imitaten, Waschmitteln und zahllosen weiteren Synthetika setzte in den USA mit dem hinreichend bekannten „American way of life“ schon Anfang der 50er Jahre ein - also sehr viel früher als in dem vom 2. Weltkrieg zerrütteten Europa. Dies dürfte der wesentliche Grund dafür sein, daß in den USA neuartige Erkrankungen wie MCS auch sehr viel früher und häufiger auftraten, bald mit der Exposition gegen Chemikaliengemische in Beziehung gebracht und nach heftigen öffentlichen Kontroversen inzwischen offiziell weitestgehend anerkannt wurden. In Deutschland befinden wir uns derzeit noch in der frühen, in den USA längst überwundenen Phase des Abwiegelns, Verharmlosens und massiven Widerstandes der angeschuldigten chemischen Industrie unter Einsatz aller, aber auch aller, auch unmoralischer, die Würde des Menschen verletzender Mittel. Gesundheitspolitik und -behörden stehen dabei den Verursachern näher als den Betroffenen. Daß letztere zusätzlich sich der in der Ärzteschaft weitverbreiteten Unkenntnis über MCS - leider oft gepaart mit Arroganz - und allgemeinem Unverständnis für ihre unerträgliche Situation ausgesetzt sehen, verschlimmert ihre Situation nur noch mehr. Dies erkannte Eugen Roth schon vor über 30 Jahren:

 

Versagen der Heilkunst

Ein Mensch; der von der Welt Gestank
Seit längrer Zeit schwer nasenkrank,;
Der weiterhin auf beiden Ohren
Das innere Gehör verloren,
Und dem zum Kotzen ebenfalls
Der Schwindel raushängt schon zum Hals,
Begibt sich höflich und bescheiden
Zum Facharzt für dergleiche Leiden.
Doch dieser meldet als Befund, der Patient sei kerngesund,
Die Störung sei nach seiner Meinung
Nur subjektive Zwangserscheinung.
Der Mensch verlor auf dieses hin
Den Glauben an die Medizin.


Es ist an der Zeit, durch intensive Forschung und erfahrene klinische Betreuung den MCS-Patienten die nötige Hilfe zu leisten und den derzeitigen ideologisch-emotionalen Stellungskrieg zwischen Befürwortern und Gegnern zugunsten der MCS-Patienten zu beenden.

*

Ausblick

Der als Kritiker seiner Zeit bekannte Schriftsteller Erich Kästner wurde einmal gefragt: „Aber Herr Kästner, wo bleibt denn das Positive?!“ - - "Ja, wo bleibt es denn? Wo bleibt es denn!" antwortete er.

Mitte der 70er Jahre löste eine wachsende Zahl besorgniserregender Veröffentlichungen in der Bevölkerung einen Bewußtseinswandel aus. Grenzen des Wachstums, der Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, rüttelte auf (Meadows u. a., 1972). Zahlreiche Bürgerinitiativen zogen buchstäblich ins Feld gegen Überrüstung, riskante Großtechnologien und gigantomane Umweltzerstörung. Daraus gingen ökologisch geprägte politische Gruppen und Parteien hervor. Umweltschutzorganisationen, das hohe Engagement innerhalb der Ärzteschaft - wie die unerschrockenen, verantwortungsbewußten Ärztinnen und Ärzte der internationalen Ärzte gegen Atomkrieg und Umweltzerstörung (IPPNW), Ökologische Ärzteverbände, Umweltmedizin etc. -, kritische Medienberichte und nicht zuletzt viele einzelne weitblickende und mutige Menschen erkämpften seitdem beachtliche Erfolge gegen die scheinbar übermächtige, ausschließlich profitorientierte Allianz aus Wirtschaft, käuflicher Wissenschaft (Bultmann u. Schmithals, 1994) und Politik.

Es sollte uns sehr nachdenklich machen, daß es dabei stets weit überwiegend Frauen waren und sind, die bei Gefahren - die Männer oft weniger ernst nehmen - voller Sorge, oft mit dem Mut der Verzweiflung auf die Barrikaden steigen, weil Frauen intuitiv diese Gefahren deutlicher sehen als Männer. "Diese fürsorgende Angst mobilisiert enorme konstruktive Kräfte, eben weil sie von vornherein eine Hebevolle Beziehung zu dem umgebenden Leben einschließt. Das Unnodell der Situation ist die Mutter, die aus Besorgtheit ungeheure Energien mobilisieren kann, um ihre Kinder zu schützen" (Horst-Eberhardt Richter, 1985). Frauen sollten in allen Leitungsstrukturen unserer Gesellschaft die Mehrheit haben. Dies wäre lebensrettend.

Das im jahrzehntelangen, zähen Ringen Erreichte können vorübergehende wirtschaftliche Rezessionen in einer „Männerwirtschaft“ bekanntlich schnell zunichte machen. In weiten Bereichen ist zwar immer noch - wie der Verhaltensforscher Eibl-Eibesfeldt in einem Fernsehinterview so treffend wertete - "die Ignoranz der Verantwortlichen ungeheuerlich", doch langsam schwindet ihre Zahl, teils aus Überzeugung, teils biologisch: „Die Wahrheit triumphiert nie, ihre Gegner sterben nur aus" (Max Planck). Entsprechend ist weltweit zu beobachten, daß hoffnungsvolle Entwicklungen sich mehren. Ich beschränke mich auf wenige Beispiele.

1972 begann der Hamburger Fabrikant Ernst Winter den Umweltschutz systematisch in seiner Firma einzuführen, 1984 veranlaßte er die Gründung eines "Bundesdeutschen Arbeitskreises für umweltbewußtes Management (BAUM)", die Idee fand internationale Verbreitung, auch politische Beachtung. "Aufgabe des Arbeitskreises ist es, das Integrierte System umweltorientierter Untemehmensfnhrung durch Erfahrungsaus-tausch weiterzuentwickeln, die praktische Einführung von Umweltschutzmaßnahmen bei den Mitgliedsbetrie-ben zu fördern und für eine umfassende Verbreitung des gemeinsam erarbeiteten Erfahrungs- und Gedankengu¬tes in der Wirtschaft Sorge zu tragen“ (Winter, 1987).

Erkenntnisfördernd wirkt auch das Verhalten der aufgeklärten "Verbraucher und Wähler", denn deren Geld möchten Wirtschaft und Politik gerne einstreichen. Was nicht gekauft oder gewählt wird, entsorgt sich von selbst. Aufklärung ist daher dort unbeliebt, wo Eigennutz den Weitblick trübt und gesellschaftliche Verantwortung fehlt. Während ältere Chemiker als "leitende Angestellte" der chemischen Industrie, hier bei Hoechst, mir gegenüber bedauerten, daß „die Chemiker nicht rechtzeitig die Analytiker erschlagen hätten, die doch jetzt mit ihren Umweltanalysen, so viel Unheil anrichte-ten“, denkt anderenorts, z. B. beim Unilever-Konzern, das Management schon seit 10 Jahren deutlich weiter: "Wir müssen uns rechtzeitig auf das wachsende Umweltbewußtsein unserer Kunden durch bessere, ökologisch verantwortungsbewußt erzeugte Produkte einstellen!" Sie tun es erfolgreich, und dort wird außerdem der jetzt schon vergleichsweise hohe Anteil von Frauen im Management weiter erhöht - ein beachtliches Zeichen von Weitblick und Intelligenz.

Letztere bewiesen auch Industriemanager, wie Bennigsen-Foerder und Bölkow. Der eine erkannte im bereits begonnenen - und politisch gegen die aufgebrachte Bevölkerung fast durchgeprügelten - gigantomanen Atomprojekt Wackersdorf - in dem der damalige bayrische Ministerpräsident F.-J. Strauß nur das Gefährdungspotential einer "Fahrradspeichenfabrik" erkennen wollte - rechtzeitig die Katastrophe und stieg aus. Der andere erkannte in der Nutzung der Sonnenenergie rechtzeitig die Alternative und stieg ein.

Vielleicht war letzterer von Buckminster Füller inspiriert, einem der genialsten Denker und Entwickler dieses Jahrhunderts, Anstifter der Ökologiebewegung und der Solararchitektur, der schon 1969 voraussah: "Die kurzsichtige und kräfteraubende Ausbeutung von Atomenergie und Bodenschätzen wirkt sich so aus, als wenn wir unsere Autos nur mit Startern fahren und die leeren Batterien dadurch aufladen würden, daß wir durch Kettenreaktion die Atome verheizen, aus denen die Autos bestehen" (Fuller, 1969).

Ein rascher Ausstieg aus Atomenergie und Müllverbrennung könnte den Verantwortlichen Intelligenz bescheinigen lassen...

 

Die zahllosen Initiativen, mit denen sich weltweit Einzelne oder Gruppen und Organisationen mit Mut und Ausdauer, Intelligenz und Phantasie gegen die Zerstörung der Natur - auch als Lebensraum der Menschen - einsetzen, machen Hoffnung. Nur beispielhaft sei die seit 1980 in Califomien und Mexiko erfolgreiche Environmental Health Coalition erwähnt, deren Mitglieder mit wenig Geld - aber großem Zorn - die unerträgliche Durchdringung ihres Lebens mit toxischen Chemikalien bekämpfen. Um das Übel an der Wurzel zu packen, gaben sie inzwischen Toxic Turnaround einen Leitfaden für Behörden und Wirtschaft, heraus, nach welchem durch drastische Vermeidung der aufgelisteten toxischen Chemikalien nicht nur sehr viel Geld gespart, sondern vor allem die Gesundheit der zuvor gedankenlos exponierten Menschen erheblich verbessert wurde - ein großer, nachahmenswerter Erfolg (Williams u. a. 1998). Dergleichen wertvolle Informationen findet man in Peter Montague’s auf hohem wissenschaftlichen Ni¬veau verfaßtem kritischen Wochenblatt „Rachel5 s Envi- ronment & Health Weekly“ (Montague, 1998).

Schließlich erhält auch der Angermühler Arbeitskreis Medizin Ethik Recht hoffnungsvolle Unterstützung: Auch bei unserer Justiz bewegt sich etwas. Nicht wenige, gegenüber Natur und menschlicher Gesundheit verantwortungsbewußte, und gewissenhafte Juristinnen und Juristen leisten in ihren Arbeitsbereichen wesentliche Beiträge. Stellvertretend für sie seien hier nur die Schriften von Peter Cornelius Mayer-Tasch genannt oder der aufrechte Frankfurter Staatsanwalt Erich Schöndorf. Richterinnen und Richter, Staatsanwaltinnen und -anwälte schließen sich in der Neuen Richtervereinigung zusammen und haben 1997 für ihr Wirken den Leitsatz In dubio pro natura gewählt. "Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Umwelt sein, so oder so: entweder als Jahrhundert der ökologischen Wende oder als Jahrhundert der ökologischen Katastrophe" - so beginnt ihre Denkschrift "Heidelberger Standpunkt" (Vonnahme, 1997). Sie berufen sich auf das Grundgesetz und mahnen Menschenwürde und Recht auf Leben an. Sie fordern Verstärkung des Vorsorgeprinzips, Umkehr der Beweislast und Verbandsklage, Deklarationspflicht für umweltschädliche Emissionen, mehr kritischen Sachverstand in Grenzwert-Kommissionen, das Veto-Recht des Umweltministers und die Ökosteuer und manch Weitblickendes mehr. Hieraus kann man in dieser - wie oben ausgeführt - kritischen Situation Hoffnung beziehen. Hoffentlich erreicht dieser Quantensprang möglichst bald möglichst viele Köpfe. Unser Wort Krise signalisiert uns zwar Gefahr, im Chinesischen gibt es aber einen klügeren Doppelbegriff: Wie ji, Gefahr und Gelegenheit. - Gelegenheit zum Umdenken.

In einen Gesprächskreis wie diesen in der Angermühle Deggendorfs, der sich Medizin, Ethik und Recht widmet, kann zum Schluß kein Besserer einbezogen werden als Albert Schweitzer (aus seiner Predigt am 23. Februar 1919 in der St Nikolai-Kirche zu Straßburg zum Leitthema seines Lebens „Die Ehrfurcht vor dem Leben“):

"So sage ich euch, laßt euch nicht abstumpfen, bleibt wach! Es geht um eure Seele. Wenn ich in diesen Worten, in denen ich das Innnerste meiner Gedanken preisgebe, euch, die ihr jetzt hier seid, zwingen könnte, daß ihr den Trug, mit dem uns die Welt einschläfem will, zerreißt, daß keiner von euch mehr gedankenlos sein kann, daß ihr nicht mehr davor erschauert, die Ehrfurcht vor dem Leben und das große Miterleben kennenlemen zu müssen, euch darin zu verlieren, dann wäre ich zufrieden und würde meine Tätigkeit als gesegnet ansehen...".

Wir alle wissen um die unterschiedlich langen Strecken, die bewegte Körper - Menschen, Autos, Hochgeschwindigkeitszüge, Düsenflugzeuge, Weltraumsonden oder Großtanker, - noch schleudern, weiterrasen, wenn sie durch Abbremsen oder Kurskorrektur vor einer Kollision bewahrt werden sollen. Es können wenige Meter oder viele Kilometer sein.

Ein Raumschiff von der - nach menschlicher Erkenntnis - gewaltigen Größe unseres Heimatplaneten Erde reagiert anders. Seine Dynamik wird von unvorstellbaren Kräften über ebenso unvorstellbare Zeiten gesteuert. Ein paar Hundert Menschengenerationen sind dabei nichts. Seine Oberfläche beherbergt eine unendlich komplizierte, hauchdünne Schicht, die wir "Bio-, Atmo- und Stratosphäre" nennen, die sich in Milliarden Jahren gebildet hat, deren wunderbare Schönheit wir kaum erkennen und deren Verletzlichkeit wir weit unterschätzen.

Aber wir schaffen doch nur neue Arbeitsplätze

Bestimmte Passagiere des Raumschiffs Erde vermehren sich aber ungeheuerlich. Sie demolieren wie geistesgestörte destruktive Chaoten das wunderbare Raumschiff und halten sich dennoch für besonders klug und weise. Sie haben schon so viele und schwere Schäden angerichtet und die im gesamten Weltall wohl einzigartige Oberfläche derart ramponiert, daß Gaia diese parasitären Passagiere zum Aussteigen zwingen wird. Die Reparatur wird danach einige tausend Jahre dauern.

Ahnen wir jetzt, wie weit es Homo sapiens sapiens gebracht hat und wie spät es für ihn geworden ist?


Analysiert, geschrieben und gemahnt wurde inzwischen genug. Wir müssen klug handeln, und zwar schnell! Denn die Zeit drängt.

 

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Literatur

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Williams J, Holmquist S, Takvorian D: Toxic Tum-around (San Diego, California: Environmental Health Coalition, 1998). Zu beziehen für US-$ 28,- von: EHC, 1717 Kettner Boulevard, Suite 100, San Diego, CA 92101, USA, Tel 001 619 235 0281; Fax 001 619 232 3670; (E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder www.environmentalhealth.org.)

Winter G: Das umweltbewußte Unternehmen. Ein Handbuch der Betriebsökologie mit 22 Checklisten fiir die Praxis. C. H. Beck, München, 1987

 

Kiel,
mit ausdrücklicher und freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Otmar Wassermann