UNSERE EICHEN & DER EICHENPROZESSIONSSPINNER
Barbara Olesko schreibt in ihrem Buch „Die Kraft der Pflanzen“ über die Eiche (Quercus Pedunculata): „In vielen Religionen und Mythen gilt die Eiche als heiliger Baum. […]
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Im antiken Griechenland war sie dem Zeus geweiht. […]
- In der keltischen Mythologie ist die Eiche dem Wettergott Taranis zugeordnet.
- Die große Bedeutung der Eichen für die Kelten lässt sich auch daran ablesen, dass sich der Begriff „Druide“ von duir ableitet und Eiche bedeutet.
- Bei den Germanen war die Eiche Thor (Donar), dem Donnergott geweiht.
Die Eiche ist die wichtigste Baumart der nördlichen Hemisphäre. Sie ist der Höhepunkt des Waldlebens, ein anspruchsvoller Baum, der feuchte und tiefgründige Böden bevorzugt." Gerade Eichen sind ein Ort höchster Biodiversität (nach Heydemann et. al. mehr als 2000 Arten). An und in ihnen leben besonders viele Insektenarten und dementsprechend auch ihre Entwicklungsformen: "Bis zu 1.000 Insektenarten sind auf die Eiche spezialisiert, was auf das hohe entwicklungsgeschichtliche Alter der Eichen hindeutet. Am richtigen Platz kann sie über 1.000 Jahre alt werden. Sinnbild der stillen Stärke, wird die Eiche in der anthroposophischen Heilkunde zur Rhythmisierung und Harmonisierung der weiblichen Periode empfohlen. Die gelassene und durch nichts zu erschütternde Eiche regt Lebenslust und Libido an.
Die adstringierenden Eigenschaften von Blättern und Rinde wurden in der Volksmedizin zum Heilen von Wunden und Augenkrankheiten genutzt. Eichenlaub kränzte das Haupt der Helden. Die „Tausendjährigen Eichen“ stehen oftmals auf alten Kult und Kraftplätzen. Die früher weit verbreiteten Eichenwälder wurden oftmals abgeholzt, da das sehr harte Eichenholz für den Schiffbau verwendet wurde.
Die Früchte der Eichen – die Eicheln – finden sich als Symbol der Standhaftigkeit und Beständigkeit in zahlreichen Wappen, sowohl in Deutschland, als auch in Frankreich und England. Das Eichenornament war eines der wichtigsten in der gotischen Baukunst. Indiziert sind Sie zur Förderung der Ich-Organisation sowie zur männlichen Hormonproduktion. Dass die Frucht der Eiche und die Spitze des männlichen Sexualorgans denselben Namen und dieselbe Form haben, zeigt die enge Beziehung zwischen Eiche und männlicher Sexualität. Das Mazerat aus Eichenknospen regt außerdem die Produktion es männlichen Sexualhormons Testosteron an. Es dient zur Stärkung der Potenz, bei Verstopfung und bei Rheuma….“
WAS IST EIN EICHENPROZESSIONSSPINNER?
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea L.) ist ein wärmeliebender Schmetterling. Eigentlich sieht er ein bisschen aus wie eine Motte. Seine Raupen schlüpfen im April / Mai, werden bis zu 5cm lang und häuten sich bis zur Verpuppung 5-6 mal ab. Auf der dunklen Rückenlinie liegen samtartig behaarte Felder mit rotbaunen, langbehaarten Warzen. Nach der zweiten Häutung im dritten Larvenstadium bilden die Raupen diese mikroskopisch kleinen Spiegelhaare, die auf dem Rücken der Hinterleibssegmente der Raupen dichte Polster (=Spiegel) bilden.
Wo lebt der Eichenprozessionsspinner? Wie weit ist er verbreitet?
Besiedelt werden eichenreiche Wälder, wie etwa Eichen-Hainbuchenwälder und Kiefernwälder mit Eichenbewuchs, bevorzugt an trockenen und lichten Orten, aber auch in Eichen-Ulmen-Auen. Sie treten jedoch daneben auch in anderen Lebensräumen an Einzelbäumen auf, wie etwa an Straßenrändern, in Parks und auch im urbanen Bereich.
Der Eichenprozessionsspinner wurde bereits vor über 175 Jahren im heutigen Gebiet von NRW erwähnt. In Deutschland ist seit ca. 20 Jahren ein deutlicher Anstieg der Populationsdichte sowie eine markante geographische Ausbreitung von Süden nach Norden zu verzeichnen.
Der Eichenprozessionsspinner hat sich in den vergangenen Jahren auch im Landkreis Ludwigslust-Parchim, vorzugsweise an den Eichenalleen weiter ausgebreitet.
Populationsdynamik
Über den Gradationsverlauf sind nur spärliche Informationen aus der Literatur vorhanden. Nach DISSESCU (1968) dauert die Progradation 3 bis 4 Jahre, die Kulmination danach bis zu 6 Jahre. Insgesamt ist für 7 bis 10 Jahre mit einer erhöhten Populationsdichte zu rechnen.
In Baden-Württemberg traten von 1984 bis 1988 Eichenprozessionsspinner vermehrt in Erscheinung und danach wieder von 1994 bis 1997. Da auch in den Jahren dazwischen wiederholt Falter, Nester und Eigelege beobachtet wurden (EBERT 1994), kann nach diesen Massenvermehrungen nicht von einem völligen Zusammenbruch der Populationen gesprochen werden. Die festgestellten Änderungen der Populationsdichte sind vielmehr als Fluktuationen auf hohem Niveau zu betrachten. Seit dem Jahr 2000 treten die Eichenprozessionsspinner wieder vermehrt in Erscheinung.
Der EPS bevorzugt zur Eiablage freistehende, besonnte Eichen, d. h. Bäume an Waldrändern, in Parks, Ortsbegrünungen, Gärten, an Sportplätzen, Schwimmbädern usw., also gerade dort, wo sich Menschen oft aufhalten. In diesen Bereichen spielen Lichtquellen (z. B. Straßenlaternen, Flutlichtanlagen und beleuchtete Fenster) eine gewisse Rolle, die von den Faltern angeflogen werden. Im geschlossenen Wald tritt er seltener auffällig in Erscheinung.
Wie erkenne ich einen Eichenprozessionsspinner?
Zunächst einmal: auch erfahrene Entomologen (Insektenforscher, Schmetterlingskundler) haben Mühe einen Eichenprozessionsspinner zu erkennen, denn es gibt viele Ähnlichkeiten zu anderen Schmetterlingen und Motten. Hinzu kommt, dass auch andere Arten prozessieren.
Entwicklungszyklus des EPS
Eigelege
Die Eier sind weiß und haben einen Durchmesser von ca. 1 mm. Sie werden im oberen Teil der Eichenkronen an dünnen Zweigen mit glatter Rinde in einschichtigen Platten abgelegt und zur Tarnung mit grauen Afterschuppen abgedeckt. Ein Weibchen legt 30 - 300 Eier.
Raupenstadium
Die stark behaarten Raupen schlüpfen Ende April/Anfang Mai. Sie durchlaufen 6 Larvenstadien und werden bis zu 5 cm lang. Auffällig sind die Fraßgesellschaften, die sich prozessionsartig vom Sammelplatz bzw. Ruheort zum Fraßort fortbewegen.
Sammelplätze der jungen, heller gefärbten Raupen sind locker zusammengesponnene Blätter oder Zweige. Die typischen mit Kot gefüllten, kugeligen (bis zu Fußballgröße) bis länglichen (bis zu 1 m) Gespinstnester am Stamm, in Astgabelungen oder an der Unterseite starker Äste werden erst vom 5. Larvenstadium (ab Mitte Juni) an von älteren Raupen gebildet.
Die Nahrung der monophagen Raupen besteht ausschließlich aus Blättern von europäischen Eichenarten (Quercus spec.). Die Raupen fressen die austreibenden Blätter wobei oft die Mittelrippe zurückbleibt.
Puppenstadium
In den o. g. Gespinstnestern verpuppen sich die Raupen im Juli. Die Puppenruhe dauert 3-5 Wochen.
Imaginalstadium
Die Falter fliegen Ende Juli/August. Sie sind unscheinbar grau. Sie sehen ein bisschen aus wie Motten. Die Weibchen legen bereits in der zweiten Nacht den gesamten Eivorrat ab und sterben dann. Auf Grund der kurzen Lebensdauer ist der Falterflug nicht auffällig. Weibchen wie Männchen können jedoch beim Flug größere Strecken zurücklegen.
Bei einmaligem Kahlfraß verhindert die Regenerationskraft der Eichen Folgeschäden.
Die forstwirtschaftliche Bedeutung des Prozessionsspinners ist in der Regel gering, da es selten zum Kahlfraß ganzer Bestände kommt. Bei mehrjährig aufeinanderfolgendem starken Fraß wird die Vitalität geschwächt, die Disposition der Bäume gegenüber weiteren Schädlingen wie Mehltau und Eichenprachtkäfer erhöht sich. Die Folgen sind Zuwachsverluste, Ausfall der Eichenmast und auch das Absterben des Baumes, da er sehr spät stattfindet und deshalb nur ein schwacher Wiederaustrieb erfolgt.
Was bedeutet der Eichenprozessionsspinner für die menschliche Gesundheit?
Bei Beunruhigung der Raupen brechen die innen hohlen Haare ab und werden vor allem bei trocken-warmem Wetter durch Luftströmungen über weite Strecken (bis zu 200m) verfrachtet. In den Gespinstnestern, in denen sich die Raupen tagsüber aufhalten, häuten und verpuppen, sind stets große Mengen dieser Spiegelhaare vorhanden. Und auch im Unterholz sowie im Bodenbewuchs reichern sie sich an und können auch mehrere Jahre nach ihrer Bildung gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen. Die spitzen, an den Abbruchstellen scharfen, mit Widerhaken versehenen Spiegelhaare bohren sich bevorzugt an dünnen, feuchten Hautstellen ein. Diese Fremdkörper und ein von einer Drüse gebildetes und in den Hohlraum der Haare abgegebenes, lösliches Protein (Thaumetopein) löst bei Mensch und Tier Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems, die individuell ausfallen:
Hautreaktionen
- starker Juckreiz
- insektenstichartige Papeln
- Rötungennesselsuchtartige Quaddelnlokale rote Flecken
- i.d.R. klingt der Juckreiz nach 7 Tagen wieder ab
Entzündungen von Augenbindehaut und Auge
- Bindehautentzündung mit Rötung
- Lichtscheu und
- starke Schwellung der Augenlider
Entzündung der oberen Luftwege
- Entzündungen im Rachenbereich
- Schwellungen der Nasenschleimhaut
- Bronchitis
- Husten
- mitunter auch asthmaartige Symptome und sogar Auslösung von allergischen Schockreaktionen
Allgemeinerscheinungen
- zusätzlich können Schwindelgefühl, Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl auftreten
- Allergien können bei Kontakt ausgelöst werden
- alle Symptome verstärken sich bei wiederholtem Kontakt
Dauer der Gefährdung
Die hauptsächliche Gefährdung durch die Raupenhaare dauert von Mitte Mai bis in den späten Herbst an. Über das Raupenstadium hinaus geht von den in den Gespinstnestern vorliegenden, mit Spiegelhaaren versetzten Häutungsresten der Raupen eine Gefahr aus. Sie sind weiterhin eine Quelle z.B. lästiger Hautreaktionen, insbesondere wenn die Spiegelhaare durch direkten Kontakt mit dem Nest freigesetzt werden. Somit besteht auch dann noch Gefahr, wenn mit Gespinstnestern behaftete Eichen im Herbst und Winter gefällt und aufgearbeitet werden. Risikogruppen, wie z. B. Waldarbeiter und Selbstwerber, die in befallenen Waldgebieten Eichen einschlagen und aufarbeiten, müssen in betroffenen Gebieten auf diese Gefahr unbedingt hingewiesen werden.
Unsere Gesundheit schützen wir indem wir unsere Natur schützen und mit ihr unsere Eichen stärken
Zunächst einmal: wir können in unserem Leben nicht jede Gefahr zu 100% bannen und schon gar nicht durch das Töten auf breiter Front. Die Gesetze der Natur haben Bestand. Bei jedem Eingriff muss bedacht werden, dass über 1.000 Insektenarten auf die Eiche spezialisiert sind. Sie alle haben natürlicherweise ihre Daseinsberechtigung.
1. Der EPS hat natürliche Feinde - stärken wir sie!
Der Eichenprozessionsspinner hat eine Vielzahl natürlicher Feinde: Wanzen, Schlupfwespen, Raupenfliegen, Kuckuck und räuberische Käfer wie zum Beispiel der Puppenräuber.
Einige entfalten ihre Wirkung natürlicherweise erst nach mehreren Jahren der Massenvermehrung. Das ist das ewige Prinzip der Natur, sie ist beständig um Ausgleich bemüht.
- Besonders wirksam sind Ei- und Raupenparasiten wie die Raupenfliegen aus der Familie der Tachinidae, deren Larven sich im Inneren des Wirtes entwickeln.
- Wichtigste räuberische Käferart ist der Puppenräuber. Seine Larven suchen ihre Beute im Raupengespinst, während der Käfer die freien Raupen attackiert.
- Der Kuckuck verspeist die behaarten Raupen trotz der Brennhaare. Sie zeigen bei ihm keine Wirkung, da er seine Magenschleimhaut mit den darin festsitzenden Haaren herauswürgen kann.
„Die Bedeutung der Antagonisten liegt darin, bei geringen bis mittleren Beutedichten, den Bestand niedrig zu halten und damit einen Populationsanstieg zu verzögern bzw. auch zu verhindern.“
(Bundesregierung 15.6.2012)
2. Widerstandsfähige Laubmischwälder - Fordern, Fördern, Erschaffen, Erhalten und Schützen wir sie!
Wälder müssen mit einer Vielzahl zunehmender Stressfaktoren zurechtkommen, die ihre Widerstandsfähigkeit herausfordern, wie Grundwasserabsenkungen, durch den Klimawandel verursachte Hitzeperioden und zunehmende Sturmereignisse. Massenvermehrungen von blatt- und nadelfressenden Insekten hat es schon immer gegeben.
Besonders naturnahe Laubmischwälder können auf Grund ihrer Anpassungsfähigkeit gut mit den zunehmenden Herausforderungen umgehen und sind wenig anfällig für Massenvermehrungen einzelner Insektenarten.
3. Aufklärung der Bevölkerung - Wirken wir mit!
- Klare Verhaltensregeln durch sachlich korrekte Pressemitteilungen in den örtlichen Amtsblättern und der Lokalpresse tragen zur Aufklärung der Bevölkerung bei.
- Bei Bedarf sind örtliche, fachlich fundierte Informationsveranstaltungen sinnvoll - in einer für jeden Bürger verständlichen Sprache.
Landratsämter und Gemeinden in Gefährdungsgebieten fordern wir auf:
- ...zur korrekten und umfassenden Information der Bevölkerung
- ...zur Regelung der Verantwortlichkeit und Zuständigkeiten durch das Landratsamt im Landkreis und die Bürgermeister auf Gemeindeebene
- ...Schulung und Benennung kompetenter Ansprechpartner. Entomologen (Schmetterlingskundler) können qualifizierte Unterstützung bei der Erkennung des EPS leisten und beratend zu Seite stehen.
- ...zum Aufstellen von Warnschildern in stark befallenen Bereichen
- ...zur (Erstellung bzw.) Übernahme von Handlungsempfehlungen für fachgerechte, situationsbezogene und umweltmedizinisch vertretbaren Eindämmungsmaßnahmen
- ... zur Überwachung und Prognose:
- Pheromonfallen aufstellen. Deren Auswertung erlauben zuverlässige Beurteilung für die tatsächliche Ausbreitung
- Stichprobenartige Kontrollen der Eigelege in den Baumkronen lassen eine Einschätzung der Populationsentwicklung des Eichenprozessionsspinners zu.
- Zweigproben können ganz gut bei feuchter Witterung untersucht werden (Probefällung im Winter, Baumsteiger, Hebebühne), da die Gelege dann dunkler und deutlich sichtbar sind.
- ...zur frühzeitigen Handlung mit umweltfreundlichen und nachhaltigen Methoden
- Schaffung von Lebensraum der natürlichen Gegenspieler
- mechanisches Absaugen der Raupen (möglichst früh vor dem 3. Larvenstadium) und der Gespinstnester
4. Vorsichtsmaßnahmen - Beachten wir sie!
Allgemein
- Absperrungen und Hinweisschilder beachten und grundsätzlich die Befallsgebiete meiden!
- Kinder auf die Gefahren hinweisen, damit sie Raupen und Gespinste nicht anfassen!
- Raupen und Gespinste nicht berühren!
- Bei Kontakt mit Raupenhaaren
- Darauf achten, dass man keine Härchen mit Kleidung und Gegenständen in den Wohnbereich einträgt!
- Kleider wechseln und Kleidung waschen!
- Duschen/Baden und Haare waschen!
- Augen mit Wasser spülen!
Wichtige Hinweise bei der Holzernte - Beachten wir sie!
Was ist bei der Holzernte zu beachten? Was müssen die Waldarbeiter bei der Aufarbeitung beachten? Kann das Holz zur Selbstwerbung freigegeben werden?
- Wenn die mit Gespinsten besetzten Eichen gefällt werden und auf den Boden aufschlagen, kann eine große Menge von Spiegelhaaren in die Luft geschleudert werden. Allerdings ist bei dem normalen Sicherheitsabstand, den man beim Fällen ohnehin einhalten muss, die Gefahr nur dann höher einzuschätzen, wenn die Waldarbeiter im Wind stehen. Bei Windstille oder windabgewandt ist die Gefahr gering.
- Bei der Aufarbeitung der Eichen müssen die Waldarbeiter darauf achten, dass sie nicht mit den Gespinsten in Kontakt kommen oder gar in diese hineinsägen.
- Beim Tragen von Brennholzrollen sollte kein Kontakt mit Gespinsten entstehen.
- Befallenes Stamm- und Brennholz von Gespinsten sollte gesäubert werden, bevor es aus dem Wald abgefahren wird. Alternativ sollten die Käufer auf die Gefahr der Kontamination hingewiesen werden. Es ist schon häufiger vorgekommen, dass Leute mit ihrem Brennholz die Gespinste in ihre Holzvorratslager ins Haus eingeschleppt haben und gesundheitliche Probleme bekamen. Die Säuberung kann z. B. mit einem starken Wasserstrahl erfolgen. Regen allein wird nicht ausreichen.
- Da die Arbeitskleidung der Waldarbeiter oder auch Selbsterwerber trotz aller Vorsicht möglicherweise mit Brennhaaren kontaminiert sein kann, wird dringend empfohlen, diese vor dem Ausziehen am besten abzuspritzen oder abzuwaschen.
- Grundsätzlich hängen die Vorsichtsmaßnahmen auch von der individuellen Empfindlichkeit der Personen gegenüber den EPS-Spiegelhaaren ab. Es gibt Personen, die hoch allergisch reagieren, die man, falls dies bekannt ist, bei den Fällungs- und Aufarbeitungsarbeiten in befallenen Eichenbeständen möglichst gar nicht einsetzen sollte. Andere Personen sind nahezu immun und empfinden allenfalls ein leichtes Kribbeln auf der Haut. Diese eigenen sich natürlich besser für diese Arbeiten.
Arbeitsschutzmaßnahmen für mechanische Abwehrverfahren - Befolgen wir sie!
- Privatpersonen sollten wegen der möglichen gesundheitlichen Belastung und der für die Bekämpfung erforderlichen speziellen Arbeitstechniken nicht zur Selbsthilfe greifen.
- Einsatzpersonal muss vor Einsatzbeginn auf die Gefährdung aufmerksam gemacht werden.
- Jeglicher Haut- und Augenkontakt mit Raupen und Haaren ist zu meiden.
- Bei Beseitigung von alten und von belebten Gespinsten ist komplette Schutzausrüstung und Atemschutz zu tragen. Einwegoveralls und Atemfiltergeräte verwenden. Arm- und Beinabschlüsse mit Klebeband verschließen. Auch die Atemschutzmaske sichern. (gem. Kreis-Feuerwehrverband Erlangen-Höchstadt)
- Bei Körperkontakt mit den Raupenhaaren ausgiebig mit Wasser spülen, bei Augenkontakt Augenspülflasche benutzen.
- Nach Kontakt mit Raupenhaaren sofort die Kleidung wechseln und duschen mit gründlicher Haarreinigung.
- Bei größeren Aktionen muss ein Dekontaminationsplatz eingerichtet werden.
- Wenn beim Einsatzpersonal schwere allergische Reaktionen mit Asthma und Atemnot auftreten, umgehend Rettungsdienst und Notarzt verständigen.
- Während der Arbeiten dürfen sich in der Nähe keine ungeschützten Personen aufhalten.
- Vor der Entfernung der Gespinstnester sollen diese mit Wasser nass gespritzt werden. Dadurch wird die Verbreitung der Haare eingeschränkt.
- Die Schutzkleidung muss vor dem Ausziehen abgespritzt werden, da der Träger sonst in Kontakt mit anhaftenden Haaren kommen kann.Nach Beendigung des Einsatzes werden die Einwegoveralls in Plastiksäcken gesammelt und anschließend verbrannt.
5. Pheromonfallen - Nutzen wir sie!
In Nürnberg kommen u.a. Pheromonfallen zum Einsatz.
Die Überwachung (Bestandserfassung und Früherkennung) des Falterfluges ist sinnvoll mittels Pheromonfallen, in denen die Männchen durch einen synthetisch hergestellten Sexuallockstoff angelockt und gefangen werden.
6. Das mechanische Absaugen der Nester des EPS ist nachhaltig!
Vor allem alte Gespinstnester, ob am Baum haftend oder am Boden liegend, stellen eine anhaltende Gefahr dar. Die Beseitigung von höher im Baum hängenden Gespinsten kann über Leitern oder Hebebühnen erfolgen. Weil die Raupenhaare lange haltbar sind, reichern sie sich über mehrere Jahre in der Umgebung an, besonders im Unterholz und im Bodenbewuchs. Sie können mit Kleidern, Schuhen und auch von Haustieren verschleppt werden, auf diesem Weg neue Gefährdungsquellen an anderen Orten schaffen und so eventuell bestehende Beschwerden erhalten.
Berlin-Lichtenberg lehnt den Biozid-Einsatz ab und setzt wie auch einige Bundesländer auf die mechanische Beseitigung der Nester. Das ist selektiv und nachhaltig:
Absaugen
Beim Absaugen mit Großstaubsaugern werden Raupen, Häutungsreste und die Nester entfernt. In den Folgejahren können die Spiegelhaare dieser Raupen dann keinen Schaden mehr anrichten. Denn ist die Raupe weg, kann sich der Eichenprozessionsspinner nicht zum Schmetterling entwickeln und neue Eier ablegen.
Durch das Binden und Absaugen der Spiegelhaare wird eine räumliche Verdriftung und damit Gefährdung verhindert. Sämtliche organischen Substanzen des Eichenprozessionsspinners werden restlos und rückstandsfrei entfernt.
Die Baumsubstanz wird durch das Absaugen nicht geschädigt.
Das Absaugen kann i.d.R. durchgeführt werden, wenn die Nester der Raupen bereits ausgebildet sind. Zu diesem Zeitpunkt haben die Larven Spiegelhaare ausgebildet und stellen bis dahin möglicherweise eine Belastung für die Bevölkerung dar.
Die Spiegelhaare werden beim Absaugen nicht verwirbelt.
Ein Team von Spezialisten schafft ca. 10 – 12 Bäume je Arbeitstag von Nestern des EPS zu befreien. Es werden nur befallene Bäume mechanisch behandelt. Und für diese tatsächlichen, behandelten Bäume entstehen Kosten.
Beginnt man mit der mechanischen Absaugung schon in Zeiten der geringen Populationsdichte des EPS, kann einer großflächigen Ausbreitung wirksam vorgebeugt werden.
Verkleben
Das Verkleben der Gespinstnester mit Wasserglas und anschließender Entsorgung durch Verbrennung birgt insbesondere für die Arbeiter zusätzliche Gefahr durch Verwirbelung der Spiegelhaare.
Abflammen
Das Abflammen erfolgt i.d.R. direkt nach Einsprühen der Gespinstnester mit Wasserglas. Es ist kritisch wegen eventueller Schäden am Baum und wegen der durch die Methode vermehrt freigesetzten Spiegelhaare.
Beim Abflammen besteht Bandgefahr! Waldbrandgefahr!
Alle drei Verfahren sind zur Selbsthilfe nicht geeignet! Sie können in Einzelfällen durch die Feuerwehr, in der Regel nur von Spezialfirmen durchgeführt werden.
7. Widersprechen wir Ordnungsverfügungen, die eine Behandlung mit Chemie und/oder genmanipuliertem Material vorsehen!
Die Gefahr durch den Eichenprozessionsspinner ist anders abzuwenden! Nämlich durch das mechanische Absaugen.
Erst, wenn eine Gefahr anders nicht abzuwehren ist, kann das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit kurzfristig das Inverkehrbringen eines Pflanzenschutzmittels für eine begrenzte und kontrollierte Verwendung und für maximal 120 Tage zulassen. Rechtsgrundlage ist seit Juni 2011 Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009. Zuvor wurden in solchen Fällen Genehmigungen nach § 11 Absatz 2 Satz 1 Nr. 2 des Pflanzenschutzgesetzes erteilt.
Die verpflichtende Verhältnismäßigkeit ist zu wahren
Im Jahr 2013 gab es insgesamt 35 Unfälle durch Kontakt zu Raupen lt. Statistiken der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Unfälle durch Kontakte der Bevölkerung mit Raupen sind nicht meldepflichtig, woraus sich schließen lässt, dass selbst die durch massenhafte Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners ausgehende Gesundheitsgefahr beherrschbar ist. Bewährte medizinische Behandlung ist aufgrund von 175 Jahren Erfahrung mit dem Eichenprozessionsspinner möglich.
Es gab aber 2013 insgesamt 250 Unfälle durch Biozdeinsatz gegen den EPS. Für den Menschen selbst sind alle gegen den Eichenprozessionsspinner einfrage kommenden Biozide (z.B. Dipel ES und Foray ES) stark allergieauslösend, weitere Wirkungen auf die menschliche Gesundheit sind derzeit nicht absehbar und tatsächlich nicht bekannt. Bewährte Behandlungsmethoden nach Kontakt mit dem Biozid gibt es derzeit nicht.
Verglichen mit anderen Unfallarten - eine Bedrohung für die Gesamtbevölkerung? Verglichen mit der möglichen medizinischen Betreuung - verhältnismäßig?
Nutzen Sie Ihr Mitspracherecht!
Gegen Ordnungsverfügungen, die eine Behandlung mit Bioziden vorsehen, kann i.d.R. ab Bekanntmachung Einwand bzw. Beschwerde erhoben werden. Dies tun Sie beim zuständigen Landratsamt bzw. bei der Behörde, welche die Ordnungsverfügung bekannt gibt. Des weiteren können sich betroffene Bürger an die eigene Gemeinde, d.h. ihre Gemeindevertreter und den Bürgermeister wenden und den Einwand vortragen. Nutzen Sie Ihr Mitspracherecht. Im öffentlichen Teil der Gemeindevertreterversammlungen z.B. informieren Sie Ihre Gemeinde! Ihre Gemeindevertreter sind auf Ihre Hilfe angewiesen.
Langzeitwirkungen tatsächlich unbekannt - der Gifteinsatz gegen den Eichenprozessionspinner ist unverantwortlich
Der Einsatz von Gift im wertvollen und stark vernetzten Ökosystem Wald wird vom NABU als unverantwortlich eingeschätzt. „Mit dem kurzfristigen Einsatz von höchst bedenklichen Insektiziden, wird das Problem nicht gelöst werden. Im Gegenteil, es werden neue Probleme geschaffen. Die Auswirkungen auf den Wald und seine Bewohner sind nur schwer abschätzbar", so Jörg Gelbrecht. Dazu fehlen auch seriöse Forschungsergebnisse, die die Langzeitwirkung der verschiedenen Insektizide auf das Waldökosystem aufzeigen.
Durch Biozide werden unbeabsichtigt auch andere Schmetterlingsarten getötet. Von der chemischen Keule sind in unseren heimischen Wäldern neben den Gegenspielern auch Vogelbruten, wie z.B. die des Trauerfliegenschnäppers aber auch die von Greifvögeln, Spechten und Drosseln betroffen. Ihnen fehlt die Nahrungsgrundlage. Das macht die Nische für den Eichenprozessionsspinner erst recht auf.
Der Wald verliert durch Biozid-Behandlung seine Erholungsfunktion - Was würde das für das Gesundheitsland Nr.1 bedeuten?
Hat der Wald erst mal ein Problem, dann ist auch seine Erholungsfunktion stark beeinträchtigt. Wo bleibt hier der Schutz der Menschen? Ein Spritzen geht zu Lasten der Menschen und wirkt nicht für sie.
Gezielte chemische Behandlung ist gar nicht möglich!
Gift wird beim Sprühen großflächig in die Ökosphäre ausgebracht, besonders mit Hubschraubern und Flugzeugen! Eine gezielte Behandlung ist wegen der Luftbewegungen gar nicht möglich. Abdrift-Daten für Hubschraubereinsätze sind z.B. für Dipel und Foray nicht bekannt (lt. Bundesregierung 2014) und daher haben beide Mittel in Deutschland und der EU keine reguläre Zulassung.
Die Luftverwirbelung, die ein Hubschrauber erzeugt, führt einerseits zwingend verstärkt zum Abbrechen und Abdriften der Brennhaare; besonders an stark befahrenen Alleen und in der Nähe von Wohngebieten besteht dadurch vermehrt Kontaktgefahr mit dem EPS bzw. seinen Häutungsresten.
Vorbeugen ist besser als Nachsorgen!
Rechtzeitiges Vorbeugen ist nachhaltiger und preiswerter als die Nachsorge mit der chemischen Keule. Die Realisierung vorbeugender Maßnahmen ist die beste Voraussetzung der Vermeidung dieser Maßnahmen:
Biozid-Maßnahmen, insbesondere Hubschraubereinsätze sind extrem teuer!
Biozidmaßnahmen bedürfen extrem guter Vorbereitung. Die Kosten für vom Hersteller angewiesene Vorsorge werden bei der Kalkulation selten korrekt berücksichtigt, damit steht das erforderliche Budget selten oder nicht zur Verfügung. In MV waren 2013 die tatsächlichen Kosten für Lufteinsätze fast drei mal höher als geplant und beziffern sich auf 820.000 Euro. Bis Ende März 2014 haben die Gemeinden des Landkreises in Südwestmecklenburg nicht einmal Kostenübernahmeerklärungen der Einsätze des Vorjahres abgegeben.
Am 8.5.2014 wurden die Bürgermeister potentiell betroffener Gemeinden vom Landkreis geladen und zur Kostenübernahme aufgefordert. Auf dieser Veranstaltung wurde dem Auditorium eine Karte präsentiert, die potentielle Befallsflächen ausweist. Exakt die gleiche Karte ist zusammen mit der Allgemeinen Ordnungsverfügung des Landrates einen Tag zuvor auf den Webseiten des Landkreises veröffentlicht worden - keine Rede von potentiellen Befallsflächen. Hier wird suggeriert, dass 1000km Alleen befallen sind und besprüht werden müssen. Dieser Prognose liegen Erfassungen zugrunde, die an 3-4 seit Jahren bekannten Befallsflächen vorgenommen wurden. Man hat die Werte statistisch hochgerechnet.
Biozid-Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner erfordern aufwändige Schutzmaßnahmen! Diese Schutzmaßnahmen wurden in der Vergangenheit nicht eingehalten.
- Im Jahr 2013 war im Landkreis Parchim zu beobachten, dass die erforderlichen Schutzmaßnahmen nicht umfänglich und nicht wirksam ausgeführt wurden. Feiernde beispielsweise wurden in ihrem Garten besprüht, weil die Bevölkerung nicht gewarnt wurde. Straßen wurden nur 15min gesperrt, obwohl die besprühten Bereiche binnen 12 Stunden nur mit Schutzanzügen betreten werden durften und die Bevölkerung mindestens 48 Stunden fernzuhalten war.
- Bei Bäumen mit einer Kronenhöhe > 20 m wäre die Behandlung vom Boden aus zwar schwierig, aber doch machbar.
- Bei einer Bekämpfung vom Boden aus muss in diesem Fall mit sehr großem Druck und extrem kleinen Tropfen (Nebeln) gearbeitet werden. Trotzdem ist eine zufriedenstellende Benetzung der oberen Blattetagen gar nicht zu gewährleisten und es besteht genau wie bei der Behandlung aus der Luft eine große Gefahr der Abdrift des Nebels in benachbarte Bereiche. Dieser Abdrift des Giftcocktails lässt sich NICHT vermeiden - egal wie gut oder schlecht vorbereitet wird.
- Die Luftverwirbelung, die ein Hubschrauber erzeugt, führt einerseits zwingend verstärkt zum Abbrechen und Abdriften der Brennhaare; besonders an stark befahrenen Alleen und in der Nähe von Wohngebieten besteht dadurch vermehrt Kontaktgefahr mit dem EPS bzw. seinen Häutungsresten.
Weitere aufschlussreiche und selbst erklärende Gründe gegen die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ergeben sich mit Kenntnis über die dabei verwendeten Stoffe. Grundsätzlich ist nach §12 Chemikaliengesetz (ChemG) vor dem erstmaligen Inverkehrbringen von Biozid-Produkten eine Zulassung erforderlich.
Biozid: Neem Protect und NeemAzal-T/S haben keine reguläre Zulassung
Es gibt bisher keine Risikobewertung für Biozidprodukte mit dem Wirkstoff Margosa-Extrakt und damit auch keine abschließende Beurteilung bezüglich ihrer Vertretbarkeit für Mensch und Umwelt. Auch Azadirachtin A wird letztlich ins Grundwasser gelangen, inwiefern es auf diverse Organismen wirkt, ist völlig unklar.
Trotzdem sind diese aufgrund von Übergangsregelungen in Deutschland zulässig. Übergangsregelungen sind keine regulären Zulassungen. Das kommt einem unkontrollierten Test in freier Bahn gleich. Wir fordern einen sofortigen Stopp!
Biozid: Dimilin (z.B. Dimilin 80WG) hat keine reguläre Zulassung
Lt. Naturschutzbund hat Dimilin mit dem Wirkstoff Diflubenzuron KEINE eigene Zulassung, sondern wird als Altwirkstoff (Übergangsregelung) eingesetzt. Übergangsregelungen sind keine regulären Zulassungen. Das kommt einem unkontrollierten Test in freier Bahn gleich. Wir fordern einen sofortigen Stopp!
Auf Alleen, in Ortschaften und auf der freien Fläche ist der Einsatz von Dimilin mittels Hubschrauber / Flugzeug verboten!
- Die Übergangsregelung gilt nur für die Luftfahrzeuganwendung über Forstgebieten.
- Die Ausbringung durch Hubschrauber trifft unbeteiligte Nachbarräume und von Menschen genutzte Flächen. Viele Siedlungen grenzen an Wälder oder liegen innerhalb zusammenhängender Waldgebiete.
- Wie sollen wir 6 Wochen lang Kinderspielplätze, Weiden (Heu), Gemüseflächen, Obstbäume usw. wirkungsvoll abdecken um uns zu schützen?
Dimilin ist ein Breitbandgift!
- Dimilin tötet als Breitbandmittel sämtliche Insektenlarven, also auch die von Schmetterlingen, die nicht getötet werden sollen.
- Im Mai ist Baumblüte – da brauchen wir bestäubende Insekten.
- Die Bruten von Singvögeln fallen aus, weil ihnen Raupen für die Aufzucht fehlen.
- Das UBA berichtet, dass es „gefährlich ist für die Umwelt" und „sehr giftig für Wasserorganismen".
- Es kann „in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen" haben.
Dimilin ist ein Langzeitgift!
- Das Umweltbundesamt (UBA): „Diflubenzuron ist NICHT leicht biologisch abbaubar." Es darf also vom Niederschlag nicht abgewaschen werden (denn im Abwasser zerfällt es auch nicht) und es darf schon gar nicht mit dem nächsten Regen in den Boden und damit ins Grundwasser gelangen. Es tötet Fische und Algen.
- Die Langzeitfolgen sind ungeklärt.
- Die Auswirkung auf Flora und Fauna sind in vollem Umfang nicht bekannt.
Dimilin ist krebserregend!
- Die Benzolringe, aus denen es besteht, sind bekanntermaßen krebserregend.
Karate Forst flüssig (Forstbereich)
Karate ist ein synthetisches Pyrethroid mit dem Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin.
Lambda-Cyhalodrin hat KEINE reguläre Zulassung für den Lufteinsatz!
- Eine Entscheidung über die Zulassung ist 2016/2017 zu erwarten und bis dahin ist es nur als verkehrsfähig eingestuft
- 100m um den behandelten Baum herum besteht ein hohes Risiko für Umweltschäden bei Bodenorganismen (Arthropoden).
- Zu Gewässern soll beim Einsatz 100m Abstand gehalten werden.
Karate Forst ist ein Breitbandintektizid!
- sehr giftig und umweltgefährlich
- kann allergische Reaktionen sowie Gesundheitsschäden beim Einatmen hervorrufen
- Karate wirkt als Nervengift für Insekten bei Kontakt und Aufnahme.
- Zum vorsorgenden Schutz müssen Imker ihre Bienenhäuser aus dem direkten Wirkbereich entfernen und dürfen die Bienen nicht ausfliegen lassen.
Karate Forst ist ein Langzeitgift!
- 48 Stunden nach der Anwendung dürfen Arbeiter im Anwendungsbereich nur mit Standardschutzanzug und – handschuhen tätig sein.
- Lt. Datenblatt von syngenta ist es „sehr giftig für Wasserorganismen und kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben"
Die Bürgerinformation über die zur Abwehr von gesundheitlichen Gefahren durch den Eichenprozessionsspinner eingesetzten Bioziode im Landkreis Ludwigslust-Parchim über Karate ist falsch, oberflächlich und liefert eine fragwürdige Rechtfertigung der Maßnahmen:
- „Im Rahmen der Risikobewertung wurde nach genauem Abwägen beschlossen, in Bereichen mit geringer Risikogefährdung (Alleen außerhalb von Ortschaften) das Biozid Karate einzusetzen. Das Präparat verfügt über eine deutlich bessere Wirkung als das Dipel ES, hat jedoch ein leicht ungünstigeres ökotoxikologisches Profil. So ist es giftig für Fische und Fischnährtiere. Bei Karate handelt sich um ein synthetisches Pyrethroid mit dem Wirkstoff lambda-Cyhalothrin. Dieses Breitband-Insektizid wirkt als Nervengift für Insekten über den Fraß und Kontakt, wobei jedoch eine Gefährdung von Honigbienen nicht vorliegt. Zum vorsorgenden Schutz sind alle Imker angehalten, ihre Beuten aus dem direkten Wirkbereich zu entfernen oder für den Zeitraum der Befliegung die Fluglöcher zu verschließen. Dem Biozidprodukt vergleichbare [?] Pflanzenschutzmittel sind seit vielen Jahren in der Landwirtschaft zugelassen und werden dort zur Bekämpfung diverser Schadinsekten mit Erfolg eingesetzt. Vergleichbare Wirkstoffe finden in der Humanmedizin eine breite Anwendung, so zum Beispiel zur Beseitigung von Kopfläusen."
Insektizid: Btk, DiPel ES (kommunaler Bereich), Foray ES
Die Bezeichnung Btk ist eine Abkürzung für das Bodenbakterium Bacillus thuringiensis Berl. (var. kurstaki), verwendet wird die Abkürzung jedoch vor allem im Zusammenhang mit dem Toxin des Bakteriums. Bacillus thuringiensis ist weltweit verbreitet und zeigt unter bestimmten Bedingungen insektizide Wirkung. Auf der Basis der von Bacillus thuringiensis erzeugten Toxine (Delta-Endotoxine) beruhen alle Bt-Präparate.
Als Bt-Präparate werden Insektizide bezeichnet, deren Wirkung auf Bacillus thuringiensis–Endotoxinen beruhen. Sie bestehen in der Regel aus getrockneten Bakterien-Sporen und den kristallinen Endotoxinen als Hauptkomponenten. Bt-Präparate werden als wasserdispergierbares Granulat oder als Suspensionskonzentrat im Handel vertrieben. Vor der Ausbringung müssen sie in Wasser gelöst bzw. verdünnt werden.
Bt-Präparate wirken als selektive Insektizide mit Fraßgiftwirkung. Insekten nehmen die zunächst ungiftige Form (Protoxin) des als Kristallprotein vorliegenden Endotoxins mit der Nahrung auf. Im Mitteldarm des Insekts herrscht ein alkalischer pH-Wert, dort werden die Kristallproteine durch Enzyme (Proteasen) gespalten und damit die inaktiven Protoxine zur eigentlichen Toxinform umgewandelt. Diese können sich nun an spezifische Rezeptoren der Darmwand binden. Spezielle Bestandteile des Toxins senken sich daraufhin in die Zellmembran der Darmwand und verursachen dort die Entstehung von Poren. Die Darmwand wird so regelrecht perforiert. Dies führt zu einem sofortigen Fraßstopp, einer Diarrhoe und in Folge dessen zum Austrocknen der Larven (Symptomatik der Schlaffsucht). Letztlich gelangen Darmbakterien durch die Poren in den Blutkreislauf (Hämolymphe) und verursachen dort eine "Blutvergiftung", die zum Absterben des Insekts führt.
DiPel ES hat KEINE reguläre Zulassung! Foray ES (künftiger Handelsname) hat keine reguläre Zulassung!
- Für die Forstwirtschaft war es vom 30.06.2008 bis 30.06.2010 vorläufig zugelassen.
- Die aktuelle vorläufige Notfall-Zulassung für Bacillus thuringiensis subsp. kurstaki Stamm HD-1 als Biozid endet am 30. April 2016. Dies gilt für folgende Bereiche:
- Flächen für die Allgemeinheit und private Grundstücke mit hohem Baumbestand
- Alleen
- Waldränder angrenzend an Siedlungsbereiche
- Lt. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (März 2013) im Biozidrecht (Mittel zum Schutz des Menschen) ist es für keinen einzigen Bereich der Luftanwendung zugelassen.
- Z.B. Waldränder angrenzend an Siedlungsbereiche, Flächen für die Allgemeinheit: Parks, Gärten, Grünanlagen, Spielplätze usw.
- Wörtlich heißt es da: „nicht zulässig, da der Wirkstoff nicht notifiziert wurde."
Die kommerziellen Produkte sind NICHT natürlich!
- Bt-Präparate werden oft als natürliche Insektizide im Ökologischen Landbau bezeichnet. Das stimmt so nicht!
- Es sind Konjugationen zwischen verschiedenen Bt-Stämmen durch Plasmidtransfer.
- In der Natur kommt die Kombination verschiedener Bt-Toxine so nicht vor. Es ist kein natürliches Produkt.
Möglicherweise genmanipuliertes Material im Einsatz!
- In Amerika sind genmanipulierte Präparate im Einsatz. Es ist unklar, ob das in der BRD eingesetzte Produkt genmanipuliert wurde.
- Neben den aktiven Bestandteilen sind Trägerstoffe sowie Netzmittel, Haftmittel und gegebenenfalls weitere Zusätze wie beispielsweise Fraß steigernde Stoffe enthalten. Wie diese Chemikalien heißen, ist oft nicht weiter angegeben.
Die Bedingungen für die sichere und wirksame Ausbringung lassen sich kaum erfüllen!
- Der Bekämpfungserfolg hängt im Wesentlichen davon ab, dass bei der Ausbringung der Präparate eine gute Benetzung der Blätter/Nadeln als Fraßobjekt erzielt wird, die Witterungsbedingungen für den Larvenfraß günstig sind und möglichst junge Larvenstadien getroffen werden.
- Eine ausreichend große Blattmasse muss also erst einmal vorhanden sein.
- Die Blätter sollen an der Unterseite benetzt werden, denn sie sind zudem empfindlich gegenüber UV-Strahlung.
- 8-10 Tage darf es nicht regnen.
- Die Blattorgane dürfen außerdem nicht mehr vom nächtlichen Tau benetzt sein.
- Bt-Präparate werden bei Niederschlag, insbesondere Regen abgewaschen.
- Die Temperatur muss im Tagesverlauf mehrere Stunden lang mindestens 15° C aufweisen, damit eine ausreichende Fraßaktivität gewährleistet ist und das Mittel so rasch wie möglich aufgenommen wird. 20-25°C sind optimal, sonst lässt die Wirksamkeit nach.
- Die Wirkungsdauer von Bt-Präparaten hängt davon ab, wie lange sie am Fraßort intakt vorhanden sind. Bei Waldschutzmaßnahmen wird von einer maximal einwöchigen Wirkungsdauer ausgegangen.
- Die Anwendung des Mittels in oder unmittelbar an oberirdischen Gewässern oder Küstengewässern ist nicht zulässig (§ 6 Absatz 2 PflSchG). Unabhängig davon ist der gemäß Länderrecht verbindlich vorgegebene Mindestabstand zu Oberflächengewässern einzuhalten.
- Behandelte Flächen/Kulturen erst nach dem Abtrocknen des Spritzbelages wieder betreten.
- Universal-Schutzhandschuhe (Pflanzenschutz) tragen beim Umgang mit dem unverdünnten Mittel. Schutzanzug gegen Pflanzenschutzmittel und festes Schuhwerk (z.B. Gummistiefel) tragen beim Umgang mit dem unverdünnten Mittel. Gummischürze tragen beim Umgang mit dem unverdünnten Mittel.
Die Bedingungen für die sichere Wirkung sind nicht steuerbar.
- Bt-Präparate wirken selektiv auf Schmetterlingsraupen und Larven einiger weiterer Insektenarten.
- Die Selektivität der Bt-Präparate beruht auf mehreren aufeinander aufbauenden Bedingungen, die alle erfüllt sein müssen:
- Das kristallisierte Protoxin muss gefressen werden.
- Im Darm muss ein alkalischer pH-Wert vorliegen (pH > 9), um die Kristallstruktur aufzulösen.
- Spezifische Proteasen (Enzyme) müssen vorhanden sein, um die ungiftigen Protoxine in einem ersten Verdauungsschritt in die aktive Toxinform zu überführen.
- Auf dem Epithel des Mitteldarms müssen die passenden Rezeptoren vorhanden sein, damit das Toxin über seine spezifische Schlüsselstruktur an die Epithelmembran andocken kann (Schlüssel-Schloss-Prinzip).Nur wenn alle diese Bedingungen erfüllt sind, wirkt das Bt-Kristallprotein toxisch.
- Die Wirksamkeit von Bt-Präparaten ist abhängig von der Aufnahmerate und dem Entwicklungsstadium des zu bekämpfenden Insekts.
Btkt tötet auch Nützlinge!
- „Dieses Mittel tötet nicht nur die von der Forstwirtschaft zu Schädlingen degradierten Schmetterlingsraupen, sondern auch die natürlichen Gegenspieler dieser, wie Raupenfliegen, Schlupfwespen und Waldameisen", gibt Jörg Gelbrecht, Sprecher des Landesfachausschuss Entomologie zu bedenken.
- Wie bereits erwähnt, wirken Bt-Präparate gegen Raupen von Schmetterlingen, also nicht selektiv gegen den EPS.
- Auf Eichen leben 400 verschiedene Schmetterlingsraupen. Sie alle werden getötet und machen erst Recht die ökologische Nische für den EPS auf, so dass bei der nächsten Invasion der Besatz noch intensiver ausfällt.
- Des weiteren wirkt es gegen Käferlarven und die Larven von Zweiflüglern (Fliegen, Mücken).
- Lt. Datenblatt des Herstellers darf es nicht in Gewässerschutzzone I und II eingesetzt werden.
- Z.B. akute Fischtoxizität für die Regenbogenforelle: LC50, 96 h > 500 mg/l (Wirkstoff)
- Berlin-Lichtenberg lehnt den Einsatz vom Boden mitteln Sprühkanonen ab, weil ein gewisser Teil verweht und „in Bereiche mit nachteiliger Wirkung (z.B. Gewässer) getragen wird."
Differenter biologischer Abbau
- Bt-Präparate werden durch die UV-Strahlung inaktiviert und letztlich durch Mikroorganismen vollständig abgebaut.
- Im Boden können die Endotoxine als Proteine an Tonminerale gebunden werden und sind so vor dem mikrobiellen Abbau geschützt. Dies führt zu einer erhöhten Persistenz und Akkumulation der Toxine im Boden. Die Wirkung der Toxine bleibt trotz der Bindung erhalten und kann unter diesen Umständen sogar erhöht werden.
Die Bürgerinformation über die zur Abwehr von gesundheitlichen Gefahren durch den Eichenprozessionsspinner eingesetzten Bioziode im Landkreis Ludwigslust-Parchim über Karate ist tw. falsch, oberflächlich und liefert eine fragwürdige Rechtfertigung der Maßnahmen. Dort heißt es:
- „wirksame Komponente sind hierbei Sporen des Bakteriums Bacillus thuringiensis Berl. (var. kurstaki) und aus diesen Bakterien isolierte Delta-Endotoxine. Das Mittel ist hochgradig spezifisch und bekämpft ausschließlich laubfressende Schmetterlingsraupen, wobei eulenartige Schmetterlinge unempfindlich sind. Alle anderen Insekten wie z.B. Bienen und Ameisen werden von dem Biozid nicht beeinträchtigt. Weitergehend geht von den Wirkstoffen keine Gefahr für Vögel, Säugetiere und Menschen aus. Auch Regenwürmer, Fische und Fischnährtiere werden nicht negativ beeinflusst. In dem Biozid sind neben den Wirkkomponenten weitere Stoffe enthalten, die unter anderem die Anhaftung und die Stabilität der Wirkstoffe positiv beeinflussen sollen. Es sind, wie in vielen Waschmitteln auch, Tenside zugesetzt. Diese Tenside können in unverdünnter Form des Produktes eine reizende Wirkung aufweisen. Dipel ES wird ebenso wie Karate in stark verdünnter Form ausgebracht. Vorsorglich ist in der Ordnungsverfügung des Landkreises festgelegt, dass sich niemand im unmittelbaren Wirkbereich während der Anwendung und bis zum Antrocknen des Spritzbelages (ca. 15 Minuten) aufhalten darf. Da es sich bei diesem Produkt um ein im ökologischen Landbau zugelassenen Wirkstoff handelt, kommt es überall dort zum Einsatz, wo ökologisch bewirtschaftete Landwirtschaftsflächen an die Behandlungsfläche angrenzen."
Die Natur kann ohne uns auskommen - aber wir nicht ohne sie. Beachten und befolgen wir ihre Gesetze!