DER EICHENPROZESSIONSSPINNER

WAS IST EIN EICHENPROZESSIONSSPINNER?

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea L.) ist ein wärmeliebender Schmetterling. Eigentlich sieht er ein bisschen aus wie eine Motte. Seine Raupen schlüpfen im April / Mai, werden bis zu 5cm lang und häuten sich bis zur Verpuppung 5-6 mal ab. Auf der dunklen Rückenlinie liegen samtartig behaarte Felder mit rotbaunen, langbehaarten Warzen. Nach der zweiten Häutung im dritten Larvenstadium bilden die Raupen diese mikroskopisch kleinen Spiegelhaare, die auf dem Rücken der Hinterleibssegmente der Raupen dichte Polster (=Spiegel) bilden.

 

Wo lebt der Eichenprozessionsspinner? Wie weit ist er verbreitet?

Besiedelt werden eichenreiche Wälder, wie etwa Eichen-Hainbuchenwälder und Kiefernwälder mit Eichenbewuchs, bevorzugt an trockenen und lichten Orten, aber auch in Eichen-Ulmen-Auen. Sie treten jedoch daneben auch in anderen Lebensräumen an Einzelbäumen auf, wie etwa an Straßenrändern, in Parks und auch im urbanen Bereich.

Der Eichenprozessionsspinner wurde bereits vor über 175 Jahren im heutigen Gebiet von NRW erwähnt. In Deutschland ist seit ca. 20 Jahren ein deutlicher Anstieg der Populationsdichte sowie eine markante geographische Ausbreitung von Süden nach Norden zu verzeichnen.

Der Eichenprozessionsspinner hat sich in den vergangenen Jahren auch im Landkreis Ludwigslust-Parchim, vorzugsweise an den Eichenalleen weiter ausgebreitet.

 

Populationsdynamik

Über den Gradationsverlauf sind nur spärliche Informationen aus der Literatur vorhanden. Nach DISSESCU (1968) dauert die Progradation 3 bis 4 Jahre, die Kulmination danach bis zu 6 Jahre. Insgesamt ist für 7 bis 10 Jahre mit einer erhöhten Populationsdichte zu rechnen.

In Baden-Württemberg traten von 1984 bis 1988 Eichenprozessionsspinner vermehrt in Erscheinung und danach wieder von 1994 bis 1997. Da auch in den Jahren dazwischen wiederholt Falter, Nester und Eigelege beobachtet wurden (EBERT 1994), kann nach diesen Massenvermehrungen nicht von einem völligen Zusammenbruch der Populationen gesprochen werden. Die festgestellten Änderungen der Populationsdichte sind vielmehr als Fluktuationen auf hohem Niveau zu betrachten. Seit dem Jahr 2000 treten die Eichenprozessionsspinner wieder vermehrt in Erscheinung.

Der EPS bevorzugt zur Eiablage freistehende, besonnte Eichen, d. h. Bäume an Waldrändern, in Parks, Ortsbegrünungen, Gärten, an Sportplätzen, Schwimmbädern usw., also gerade dort, wo sich Menschen oft aufhalten. In diesen Bereichen spielen Lichtquellen (z. B. Straßenlaternen, Flutlichtanlagen und beleuchtete Fenster) eine gewisse Rolle, die von den Faltern angeflogen werden. Im geschlossenen Wald tritt er seltener auffällig in Erscheinung.

 

Wie erkenne ich einen Eichenprozessionsspinner?

Zunächst einmal: auch erfahrene Entomologen (Insektenforscher, Schmetterlingskundler) haben Mühe einen Eichenprozessionsspinner zu erkennen, denn es gibt viele Ähnlichkeiten zu anderen Schmetterlingen und Motten. Hinzu kommt, dass auch andere Arten prozessieren.

Entwicklungszyklus des EPS

 Entwicklungszyklen

 

Eigelege

Die Eier sind weiß und haben einen Durchmesser von ca. 1 mm. Sie werden im oberen Teil der Eichenkronen an dünnen Zweigen mit glatter Rinde in einschichtigen Platten abgelegt und zur Tarnung mit grauen Afterschuppen abgedeckt. Ein Weibchen legt 30 - 300 Eier.

 Eigelege des EPS an einer Astprobe

 

Raupenstadium

Die stark behaarten Raupen schlüpfen Ende April/Anfang Mai. Sie durchlaufen 6 Larvenstadien und werden bis zu 5 cm lang. Auffällig sind die Fraßgesellschaften, die sich prozessionsartig vom Sammelplatz bzw. Ruheort zum Fraßort fortbewegen.

Der EPS bewegt sich prozessionsartig zu seinem Fraßort

Sammelplätze der jungen, heller gefärbten Raupen sind locker zusammengesponnene Blätter oder Zweige. Die typischen mit Kot gefüllten, kugeligen (bis zu Fußballgröße) bis länglichen (bis zu 1 m) Gespinstnester am Stamm, in Astgabelungen oder an der Unterseite starker Äste werden erst vom 5. Larvenstadium (ab Mitte Juni) an von älteren Raupen gebildet.

Der junge EPS an einem Sammelplatz

Die Nahrung der monophagen Raupen besteht ausschließlich aus Blättern von europäischen Eichenarten (Quercus spec.). Die Raupen fressen die austreibenden Blätter wobei oft die Mittelrippe zurückbleibt.

Der EPS bildet ab dem 5. Larvenstadium (Anfang Juni) bis zu 1m lange Gespinste, meist an der Unterseite starker Äste

  

Puppenstadium

In den o. g. Gespinstnestern verpuppen sich die Raupen im Juli. Die Puppenruhe dauert 3-5 Wochen.

Der EPS verpuppt  sich im Juli in sog. Gespinnstnestern

 

Imaginalstadium

Die Falter fliegen Ende Juli/August. Sie sind unscheinbar grau. Sie sehen ein bisschen aus wie Motten. Die Weibchen legen bereits in der zweiten Nacht den gesamten Eivorrat ab und sterben dann. Auf Grund der kurzen Lebensdauer ist der Falterflug nicht auffällig. Weibchen wie Männchen können jedoch beim Flug größere Strecken zurücklegen.

Der EPS im Imaginalstadium

Bei einmaligem Kahlfraß verhindert die Regenerationskraft der Eichen Folgeschäden.

Die forstwirtschaftliche Bedeutung des Prozessionsspinners ist in der Regel gering, da es selten zum Kahlfraß ganzer Bestände kommt. Bei mehrjährig aufeinanderfolgendem starken Fraß wird die Vitalität geschwächt, die Disposition der Bäume gegenüber weiteren Schädlingen wie Mehltau und Eichenprachtkäfer erhöht sich. Die Folgen sind Zuwachsverluste, Ausfall der Eichenmast und auch das Absterben des Baumes, da er sehr spät stattfindet und deshalb nur ein schwacher Wiederaustrieb erfolgt.

abgestorbene Eiche